DEUTSCHLAND

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Sie kommen aus den Baumbergen (Tree Mountain!) bei Münster, was offenbar zu einer geistigen Verbundenheit mit den Hügeln der Appalachen geführt hat, denn das Quartett spielt Americana, das heißt Folkmusik mit ländlichen Wurzeln, Unterhaltsames aus einer Zeit, wo Tanzmusik, Gospel und die Vorläufer von Bluegrass und Country noch nahe beieinander lagen. Das kommt auf den zehn Titeln dieses dritten Albums rein akustisch und sehr stilvoll daher. Dobro, Mandoline oder Banjo prägen den typischen Sound, dazu gibt es mehrstimmigen Gesang mit wechselnden Soli. Rund um das Retro-Mikrophon geschart, singen die drei Herren und eine Dame von Armut, harter Arbeit und untreuen Liebsten. Entspannt wie beim Feierabend auf der Veranda klingt alles, wie es sich für eine String Band gehört, und hat den nötigen Swing. Die Kombo besteht seit 2014 und präsentiert sich entsprechend eingespielt und ausgewogen.

Außer guten Kenntnissen der Vorbilder aus dem frühen und mittleren 20. Jahrhundert steckt hörbar eine Menge Herzblut in diesem dritten Album der TMSB. Es geht nicht um Hektik und Tempo, sondern um Gefühl. Unter den zehn Titeln sind Klassiker wie das Mut machende „Keep On The Sunny Side“ oder der „Kentucky Waltz“, Sehnsucht pur und mit dem nötigen Schmelz gesungen. Insgesamt strahlt die Musik Freundlichkeit und gute Laune aus – derzeit nicht das Schlechteste.

Wie der Name schon verrät, haben die Vier offenbar einen Sinn für Selbstironie: Wahrscheinlich ist die TMSB die einzige Kapelle, die es auch als große Handpuppen mit passend angefertigten Instrumenten gibt. Lasst euch das Video dazu nicht entgehen.

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Die WDR-Bigband macht eine CD als Hommage an die Jazzlegende Charlie Parker, auch „Bird“ genannt, weshalb die CD „Birth of a Bird“ heißt.

So weit, so gut. Warum sie nun zwecks Rezension ans FM gesandt wurde, ist eine interessante Frage,

Antwort: unbekannt.

Egal, sehr viel Saxophon, geliefert durch den schwedischen Virtuosen Johan Hörlén, Parker-Fans werden begeistert nach musikalischen Zitaten suchen. Schön zu hören, auch wenn man nicht so total auf Jazz steht und die Zitate nicht heraushört.

Ideal für Augenblicke, in denen man nichts hören möchte, das irgendwie mit Folk zu tun hat. WDR Bigband: Birth of a Bird, Jazzline, www.musik-promotion.de (GH)

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www.28if.net /zehfuss.  (Christian Biadez)

Ulrich Zehfuss ist Liedermacher, der sich selbst begleitet.

Du hast alles, alles dafür getan. Jetzt ist es woweit.

Erntezeit. Erntezeit.

Windhosen tanzen über das Feld.

Das Ende vom Ganzen: Du hast es bestellt.

Es sind melancholische Lieder. Kann man statt Erntezeit auch Endzeit dazu sagen?

Der Liedermacher aus Speyer, der auf einem Bauernhof aufwuchs, erinnert sich an die harte Feldarbeit. 14 Lieder nach 10 Jahren Pause mit Naturmetaphern. Vom „Ausgebrannten Haus“ bis zur Geb orgenheit, Erntezeit könnte au Missernte bedeuten. Ein Album zwischen Gewinn und Verlust, zwischen Leben und Sterben auf dünnem Eis. Wunderbare, leine Alltagsbeobachtungen in Liedern als Geschenk verpackt, sorgfältig zu entdecken.

Die CD ist ein Hörerlebnis mit Geschichten,Liedern, Gedichten zur Weihnachtszeit von Hirten, Heiligen 3 Königen, Tannenbäumen, Jesu und Fest.

Es sind sowohl einige der schönsten alten Weihnachtslieder dabei, wie auch schöne Liedübersetzungen und neue Lieder, schöne Geschichten mit Atmosphäre einfach zum Genießen.

Wer einige der Titel schön findet zum Gestalten der eigenen Weihnachtsfeier, hat es etwas schwerer. Er muss sich Noten und Teste herauspuzzeln, denn eine Code-Downlowd fehlt noch. 

Autoren sind Heirnich Heine, Urilch Maske und Sarah Theel.

Die Namen großartiger Interpreten sprechen für sich: Marion Elskis, Ulrike Hübschmann, Karl Menrad, Julia Nachtmann, Rolf Nagel, Inga Reuters, Dieter Wien.

Musiker sind: Cantilene Kinderchor, Bettina Göschl, Matthias Meyer-Göllner.

Es ist eine beachtenswerte CD zur Vorweihnachtszeit und zum großen Fest.

 

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Ute und Andreas Zöllner - Grundlos vergnügt. www.andzoe.de 

Eigene Lieder und Chansons von überall

www.andzoe.de

Seit Jahren bekannt durchs „Blaue Einhorn“, der Band, die mit Chanson-Poesie jahrelang durch Deutschland kreuzte. Nach seiner längeren Indienfahrt hat Andreas und mit Ute sein Duo, in dem er seine Poesiekunst noch deutlicher vortragen kann.

Neben Mascha Kaleko vertont er eigene Gedichte. Im Duett singen Ute und Andreas auch Stücke von Joe Cocker, Leonard Cohen, Thomas Fesen, Zaz, Stefan Nilsson und Metallica.

Wer Poesie liebt, kommt mit den Zöllners Menschen näher, die intensiv mit Poesie leben, komponieren, singen, musizieren und zu den empfindsamsten Poesiekennern zählen, die ich kennen. Die Stücke der CD sind Wunderwerke zur Freude und Erholung, die sich lohnen. Hedo

Ein besonders gestaltetes Booklet mit den sehr schönen Texten liegt bei.

Gesang Ute und Andreas, Instrumente Andreas

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CD aus Österreich

„Maruschka“, das klingt nach Schunkelmusik, aber nichts liegt der Wiener Band Werckmeister ferner. Für in weiter Ferne beheimatete Menschen klingt die Musik sehr wienerisch, dunkle Stimme, Melancholie, alles immer mit der gebührenden Prise Gehässigkeit, dazu die passenden Titel: „Trink mein Adrenalin“ oder „Im Frühling der Chimäre“, ach, schön. „Der düstere Charme des Postpunk“ steht im Presse-Info, na gut, wenn das so ist. Es geht um Liebe in allerlei Gestalten, mal Folter, mal Frohsinn (wie Hanns-Dieter Hüsch es einmal so unvergleichlich ausgedrückt hat), und auch, wenn man keine Ahnung hat, was Postpunk wohl sein mag, so ist es für alle, die Wiener Geschmacklosigkeiten mögen, ein erfüllendes Hörerlebnis. Werckmeister: Maruschka, Erdgleich, http://www.werckmeister-music.at/, (GH)

Mosaik, Oberhafen-Kontor, Stadtdeich 27, 20097 Hamburg

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Wippsteert

Flügge – Op Platt

Das Plattsextett aus der Gegen von Osnabrück entschleiert Gedichte und zeigt sie nackt in einem skeptisch, nachdenklichen Rock. Feine, plattdütsche Texte und Melodien jung und tanzbar rockig gesungen. Da wird schon gekräht und geschmettert, dass Hörer aus ihrer Dudelmentalität erweckt werden. Junge Herzen mit Plattdeutschfreude kommen ins Hüpfen, kein bisschen melancholisch. Auch wenn ein Freund gestorben ist, wenn der Zirkus kam, mit seinem Flohzirkus damals, dass man im Dorf fast alles vom andern weiß, dass das Glas in der Kneipe auch voll ist, mit der Lütten, die an der Straße steht, vom Spaziergang über die Wiesen und die Ameisen im Moos, mit plötlzichem „Tschüß“, was „mit Gott“ bedeutet, alleingelassen, dann ne Pause auf Mallorca, wo es zu Hause viel grüner ist, mit „Hack Bolle“ (Ist gar nicht so schlimm), dann richtig harter Rock, da geht die Post ab.

Platt als harte Wirklichkeit mit etwas Gedöhns, nicht als spätromantisch - traurig sterbende Sprache, sondern als pralles Leben mit Musikerfreude und Hirn.

Für mich ist das eine Ehrlichkeit, die ich mag, auch wenn sie im Osnabrücker Platt erst gelesen langsam verständlich wird, ein Platt, das gelebt wird, gemocht wird und ausstrahlt. Eine Musik, die Freude bringt. Wippsteerts 3. CD.

Promokontakt: timezone-records.com.  hh

Wally  -  „Alles halb so wild“                                        Sunny Bastard Rec. SBCD 277

Musik machen kann er ja, dieser talentierte Multiinstrumentalist aus Mannheim. Handwerklich ist das allererster Güte. Alles im Alleingang produziert. Und Wally, im echten Leben André Wahlhäuser genannt, hat mit allerlei KollegInnen auf der Bühne gestanden und scheint mit allen musikalischen Wassern gewaschen, von Blues über Rock und Liedermaching. Die Texte erinnern mal an Rio Reiser, mal an Lude Lafayette – Ehre dem Andenken an diese Liedpoeten! Wallys Texte sind sicher noch ausbaufähig. Aber andrerseits: Besser kann ich es auch nicht. Für Freunde der Ton-Steine-Scherben ist das ganz sicher eine schöne Scheibe. Meinen Geschmack trifft sie allerdings nicht so ganz. Aber: Man muss ja auch nicht alles mögen. Und Folk? Ist es leider gar nicht.

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„wunde Heimat“, was für ein grandioser Titel, und welche Bedeutungsspanne, je nach Aussprache. Das Foto auf dem Cover lässt den Blick in die Ferne schweifen, über weite Felder, darüber fliegt jemand, und es ist unklar, ob aus Lust am Fliegen oder aus Notwendigkeit. Wir können die Heimat verlieren, wiederfinden, uns eine neue suchen, und wer die Heimat verliert, trägt sie bisweilen als schwärende Wunde mit sich herum, aber die Heimat selbst ist wund und schwärt, und die, in der wir geboren sind, ist auch nicht immer und unbedingt ein Grund zum Jubeln. Um diese Dinge drehen sich die auf der CD und im wunderbar ausgestatteten dazugehörigen Buch. Muchtar Al Ghusain wurde in Kuwait geboren, als Sohn eines palästinensisch-deutschen Elternpaares, wuchs in Würzburg auf und lebt heute in Essen, und er spricht und singt ein absolut akzentfreies Deutsch, dazu spielt er virtuos Klavier (er hat u.a. Musik studiert). Auf dieser CD sind Texte versammelt, die sich mit dem Thema Heimat beschäftigen, vor allem der deutschen Heimat, mit der sich viele zu recht so schwertun. Die Texte stammen u.a. von Heinrich Heine (klar, der darf nicht fehlen!, mit seinem so oft aus dem Zusammenhang gerissenen „Denk ich an Deutschland in der Nacht“), Mascha Koléko, Paul Celan, Thomas Gsella und Marion Poschmann. Auch Jacob van Hoddis ist vertreten, mit „Weltende“, das vor einigen Jahren in einer großen Umfrage zu einem der zehn Lieblingsgedichte der Deutschen gewählt wurde – zu Musik gesetzt ist es noch mal so schön! Wir finden auch Namen, die vielleicht noch nicht so geläufig sind wie die oben erwähnten, Mahmud Darwisch, Jehuda Amichai und Aleš Šteger. Die Musik ist vielfältig, arabische Klänge mischen sich mit Jazz-Elementen, manchmal könnte Ketil Bjørnstad Pate gestanden haben, wir finden Klassik und auch ein bisschen Folk, es ist eine CD zum Immerwiederhören, Verschenken und Lesen, Lesen, Lesen! Muchtar Al Ghusain: wunde heimat, Königshausen & Neumann, www.wundeheimat.de (GH)

   
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