DEUTSCHLAND

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Deutsche CDs

Die Band Marriage Material aus Berlin hat einen großen Namen in der Jazz, Neoklassik, Funk und Progressive Rock, das klingt beeindruckend. Wer sie hört, fühlt sich erinnert an Zawinul, Pastorius, Zappa oder Tribal Tech, das steht im Presseinfo und ist nicht weniger beeindruckend.

Warum die CD an das Folk Magazin geschickt worden ist, bleibt ein Geheimnis.

Weil neuerdings der finnische Gitarrist Arto Mäkelä mitspielt? Aber seine Mitwirkung fügt der Musik keinerlei finnische oder irgendwie folkige Klänge hinzu. I

mmerhin, ganz am Ende gibt es das dreckigste Lachen zu hören, das je auf CD eingespielt wurde, und das ist nun wieder schön.

Marriage Material: Enchantment under the Sea, Leopard, www.mosaik-promotion.de (GH)

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Songpoesie würde ich nennen, was die beiden aus Köln stammenden Profis hier vorlegen. Es gibt viele weiche, elegische Melodien, gesungen wie gespielt. Während die elf Titel der Debüt-CD wie aus einem Guss ineinander übergehen, ist das Genre schwierig festzulegen. Eva Viola Müller (Stimme) und Stefan Michalke (Tasten) bewegen sich zwischen Jazz, Pop, Weltmusik und Chanson. Die beiden Klassiker „Autumn Leaves“ und „Besame Mucho“ passen bestens zu der Leichtigkeit und Melancholie, die das Album verströmt. Sie werden aber mit frischen Arrangements inkl. Beatbox (!) neu interpretiert. Die eigenen Lieder von MüllerMichalke drehen sich um die innere Suche, um das Verhältnis zur Natur oder zu anderen Menschen. Die ungewöhnlichen Strukturen ihres Materials verweisen auf die Entstehung in enger Kooperation. Die alte Rollenverteilung zwischen Sängerin und Begleitung ist aufgehoben, beide agieren auf Augenhöhe und haben sich gegenseitig inspiriert. So war nicht selten zuerst die Melodie da, die von der Sängerin betextet wurde. Ihre sanfte Stimme passt gut zu ihrem klaren, ungekünstelten Stil. Stefan Michalke setzt nicht nur den Flügel, sondern jeweils passgenau auch Rhodes Piano, Synthesizer und Akkordeon ein. Auch er agiert eher zurückgenommen, mit einem ausgeprägten Sinn für Phrasierung. Gäste an Violine und Klarinette setzen tolle Glanzlichter bei einzelnen Songs. Das Album lässt sich entspannt hören und nimmt einen mit, wobei man die Gedanken wandern lassen kann. Ein außergewöhnliches Duo mit ehrlichem Ausdruck, das seinen eigenen Weg gefunden hat. (küc)

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Die Gedichte sind gesprochen von Katharina Thalbach, Julia Nachtmann und Rosa Thornmeyer. 

Mascha Kaléko und Eva Strittmater sind für mich wichtige Poetinnen deutscher Sprache aus dem vorigen Jahrhundert. Besonders deshalb, weil die herrlichen, sgark wirkenden Liebesgedichte großartig gesprochen doppelt wirken.

Mascha Kaléko.  Liebesgedichte. gesprochen von Katharina Thalbach, Julia Nachtmann und und Rosa Thormeyer. www.goyalit.de

Mascha Kaleko gehörte zu den großen Dichterinnen des vorigen Jahrhunderts. Sie und Theodor Kramer sind meine Favoriten, Juden, mit der feinsten, deutschen Sprache.Die Gedichte werden von großartigen Leserinnen interpretiert. „Mascha Kalékos Verse treffen immer mitten ins Herz“ steht auf dem Coverumschlag. Es sind frühe Gedichte der 30er Jahre, zuerst aus Berlin, dann nach der Flucht aus New York und dann aus Jerusalem. Eine wunderbare Sprache, die verzaubert. Wortschöpfungen wie „Nächte aus Kristall“ und „in mir Lichter angezündet“ machen mich erschauern. Eine liebevolle, unübertroffene Großstadtlyrik von Weltqualität.  hedo

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Mungard

Hochdeutsche Übersetzung der Texte Jens Emil Mungards von Ingo Laabs und Karl Schmidt-Rodenäs

Komposition und Instrumente Christoph Hansen

Rat, Impulse und Gesang durch Kalle Johannsen

Gesang von Martje Johannsen

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Die Poesie von Mungard ist tief, schwer und wunderschön. Die Melodien passen sich den Texten an wie ein Guss und umschmeicheln die Texte naturnah und melancholisch. Die Sänger scheinen mit diesem Stil zu verschmelzen, so dass die CD eine Einheit wird. Eine friesisch-deutsche CD der Weltklasse.  

Mungard wurde 1885 auf Sylt geboren und starb sechzigjährig nach Haft im Konzentrations-lager Sachsenhausen., wo Claus Schenk Graf von Stauffenberg 1944 Dienst tat. Jens Mungard gilt heute als wichtigster Dichter im deutschen Teil der Friesländer.  

Diese CD ist keine Anthologie, sondern ein Musikwerk, dass mit heutiger Musik und guter Übersetzung die alte friesische Sprache und das Empfinden von Natur, Welt, Armut widerspiegelt, dazu mit Stolz und Widerstand für die Freiheit und gegen die Gleichmacherei der Nazis.

Die CD ist genau das, was für deutsche Folkies, die intensiver arbeiten wollen jetzt anliegt. Die alten und neuen Sprach- und Dialektdichter der Landschaften aufzuspüren zu vertonen und unters Volk zu bringen. Ebenso die alten Melodiehandschriften der norddeutschen Tänze, von denen noch viele in Archiven und Museen verstauben. Selbst bei uns im Folk- und Wandervogelarchiv schlummert einiges, das wir gern weitergeben.

Wenn die Landschaften ihre eigene Dichtung haben, ihr eigenes Gesicht und Gedicht zeigen und in Liedern besingen, dann einen sich Zukunft und Vergangenheit. Kultur wird lebendig und unverbissen mit Freude weitergetragen. Dann strahlt die Landschaft und braucht nicht mehr wie gestern und heute melancholisch besungen werden. Von anderen Völkern können wir gut lernen. hh

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Merle Weißbach schreibt fast alle ihre Lieder selbst, und dass sie eine überaus fähige Songschreiberin ist, beweist diese CD.

Von Tiger:innen ist die Rede, und der offizielle Start des Albums ist am 24. 1. 24 im Rahmen eines Solikonzerts für das Bürger*innenasyl in Barnim.

CD-Name und Ortshinweis lassen auf große Wut schließen, berechtigte Wut, aber diese Wut bleibt verhalten. Merle wird nicht laut, auch wenn sie in ihren Texten durchaus auf die befreiende Wirkung eines Zornausbruchs hinweist: „die vielen nicht geschmissenen Teller“.

Es geht oft um Beziehungen, um das Ende einer solchen („Ach, Liebste, geh mir aus der Sonne“), um Sehnsucht, um die Erde, die sich immer weiter dreht, noch, egal, was für schreckliche Dinge wir darauf treiben, und natürlich um die Kraft der Tigerinnen – alles sehr fein, melodisch, wundervoll begleitet von der Künstlerin selbst, sie spielt (u. a.) nämlich auch Cello.

Merle: Tiger:innen, silberblick musik, www.merlecello.de (GH)

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 Lieblingslieder: Wie ist dieses Projekt entstanden? Irgendwann im Jahr 2004 bin ich zum ersten Mal
Otto  Groote begegnet, dies war auf der monatlichen Session des Folkclubs in Venne (Venner Folk Frühling).

Das ist wirklich ein Album zum Ohren-Spitzen. Der Osnabrücker Songwriter und Musiker kommt hier mit acht  sorgfältig ausgewählten Songs daher, die volle Aufmerksamkeit verlangen -und auch verdienen.

Park Bench Sleepers  - Welcome to Our Duty Free Shop of Natural Highs    Rookie RR 343

Moment mal, wer ist denn das? The Kinks? Loving Spoonful? CSNY? The Turtles? Alles gleichzeitig und auch gar nicht. Erstaunlich, so einen Vintage-Sound in solch einer Qualität auf einem nagelneuen Album zu hören, das erst im Dezember erscheinen wird. Vom ersten bis zum letzten Song spitzt man die Ohren. Und auch wenn man keine Vergleiche anstellen will, drängen sie sich auf. Und so man könnte sicher das eine oder andere Stück nahtlos in ein rockiges Neil-Young-Album einfügen. Die beiden Freiburger Musiker Heiko Sauter (voc, git, keyboard) und Jens Kreuzer (voc, bass, git, keys) haben hier mit ihren Mitmusikern Grischka Brand (perc) und Uwe Geyler (git, keys, voc) ein ganz wunderbares, zeitloses Album geschaffen. Aus dieser Projektarbeit hätte man sich viel mehr gewünscht. Aber das wird leider nicht geschehen. Denn die Tragik und Ironie des Schicksals: Jens Kreuzer ist im Sommer 2021 nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Und so bleibt uns nur dieses erste und letzte Werk aus der Zusammenarbeit dieser beiden Musiker, die man auch problemlos als etablierten Bestandteil der Szene in Großbritannien oder den USA vermutet hätte. Unbedingte Empfehlung!  MC

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Die neue CD von Miri Mehrstimmig segelt unter falscher Flagge und das verstimmt erst mal. Sie heißt „Latha na Brigid“, also „Tage der Brigid“, ob nun Irlands Schutzheilige gemeint ist oder eine vermutlich viel früher dort verehrte Göttin des Lichts, erfahren wir nicht, denn trotz des schönen Titels gibt es nichts Gälisches und nichts Brigid-Verwandtes zu hören.

Nach dem ersten Grummeln aber stellt sich die gute Laune wieder ein, denn es ist wirklich schöne und hörenswerte Musik. Und mehrstimmig und hinreißend gesungen noch dazu. Statt Irisch gibt es Schwedisch, z.B. die lange Ballade von Herrn Mannelig, es gibt eine bunte Mischung aus Instrumentalstücken und Gesang, es gibt von Miriam Bohse Selbstkomponiertes, und es gibt ein Lied von Richard Fariña, der hierzulande ein bisschen in Vergessenheit geraten ist. Noch dazu ist es keins seiner „greatest hits“, sondern „The quiet joys of brotherhood“, dem er die Melodie des irischen „My Laggan Love“ gegeben hat.

Also eine CD voller schöner Überraschungen. Miri Mehrstimmig:Latha na Brigid, Broken Silence, www.mirimehrstimmig.blogspot.com (GH )

Deutsche CD

   
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