Rezensionen

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Lokalkrimi:

Eine hierzulande noch unbekannte (unbegreiflich!) englische Autorin muss unbedingt entdeckt werden.

Rebecca Tope hat mehrere in ihrer Heimat überaus erfolgreiche Serien veröffentlicht, eine z.B. spielt in Devon. Es geht sehr ländlich und Westcountry-mäßig zu, so wie wir es doch lieben.

Anfangs ertrinkt ein Bauer in seiner Jauchegrube, und die Dorfpolizei geht von einem Unfall aus. In der Nachbarschaft (sehr weit gefasst, die Höfe liegen nicht einmal auf Sichtweite voneinander) geschieht aber noch ein Mord, und da fragen alle, ob es einen Zusammenhang gibt.

Es stellt sich heraus, dass der ertrunkene Bauer allgemein unbeliebt war, Leute mit Mordmotiv gibt es jede Menge, was dem Dorfpolizisten Den Cooper, der in diesem Band seinen Einstand gibt, die Arbeit nicht gerade erleichtert. Es geht um dörfliche und ländliche Intrigen, um Erbstreitigkeiten, um Klassengegensätze und natürlich um Sex (die Bauersfrau hat ein Techtelmechtel mit dem Landarbeiter, aber der hat den Bauern also nicht in die Jauchegrube geschubst, das wird ziemlich schnell klar).

Wunderbare Szenen im lokalen Pub, sehr viel westenglische Landschaft, das Buch ist einfach ein Genuss, und spannend noch dazu.

Rebecca Tope: A dirty death, Alison & Busby, 8,99 £, 414 S., www. http://www.rebeccatope.com/ (GH)

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Streng genommen ist das hier kein Lokalkrimi, andererseits haben wir Reinhard Rohns kölsche Lokalkrimis schon so oft gepriesen, und da wirkt es logisch, auch den neuen so einzusortieren. Zumal darin ein Mord aufgeklärt wird, vierzig Jahre, nachdem er geschehen ist, lange, nachdem alle sich mit der damaligen Erklärung für die Geschehnisse zufriedengegeben haben.

Das Ganze spielt sich in Osnabrück ab, und es geht um die erste Liebe des Gymnasiasten Friedrich Dohle. Sein Vater hat ein Bestattungsunternehmen, der kleine Fritz hat schon mit vier Jahren seinen ersten Toten gesehen und zwischen Särgen gespielt – prädestiniert ihn das für die spätere Nähe zum besagten Mord?

Schwer zu sagen, jedenfalls verliebt er sich in Referendarin Susan Sorge, die wunderschön ist, aber auch arg zickig. Sie jammert furchtbar darüber, dass sie so schön ist, dass die Männer nur ihre Schönheit sehen und nicht ihre inneren Werte, reagiert ein Mann aber nicht auf ihre Schönheit, ist sie sauer.

Und sie verwickelt sich in Widersprüche. So erzählt sie dem verliebten Friedrich, dass sie nach einer unglücklichen Liebe schwanger war und das Kind habe „wegmachen lassen“, kurz danach aber ist ihrer Aussage nach die Schwangerschaft mit einer Fehlgeburt geendet … der arme Friedrich wird immer verwirrter und immer verliebter.

Susan behauptet, ihn mindestens ebenso sehr zu lieben wie er sie, aber dann verschwindet sie von einem Tag auf den anderen, hinterlässt keine Erklärung, meldet sich nie wieder.

Vierzig Jahre später ist sie dann plötzlich wieder da, weil der Mord von damals ihr keine Ruhe lässt, und abermals stellt sie Friedrichs Leben auf den Kopf. In diesem aufregenden Roman gibt es sehr viel Musik, vor allem beigesteuert durch Friedrichs Freund Udo, der sicher nicht zufällig so heißt,

Aussehen und Texte erinnern sehr an einen echten und berühmten Udo. Der Udo im Buch hat nicht so viel Glück, aber wie das alles zusammenhängt? Selber lesen.

Reinhard Rohn: Die ersten Tage der Liebe, Emons, 239 S.. 14,-- www.emons-verlag.de (GH)

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Catherine Gordeladze – La Ricordanza

Hier spielt die Pianistin Catherine Gordeladze auf ihrer 4. CD mit flinken Fingern eine Auswahl von Klavierkompositionen und Transkriptionen. Dabei zeigt sie, dass sie nicht nur in der Klassik der Zeit von Franz Liszt, Carl Czerny (Liszts Lehrer) und Carl Tausig (Liszts Schüler), von denen sie einige eher unbekanntere Stücke spielt, zuhause ist, sondern auch Komponisten der neueren Zeit liebt.

So sind auf der CD auch Stücke von Alexis Weissenberg und Earl Wild zu finden. Da ich von den Komponisten nur Franz Liszt einigermaßen kenne, kann ich ihre Interpretationen der anderen Komponisten nicht beurteilen, kann aber feststellen dass ihr Spiel durchaus unangestrengt und leichtfingrig wirkt, auch wenn ich an ein paar Stellen den Eindruck hatte, dass sie etwas ins Stolpern geraten ist, was aber dem guten Gesamteindruck keinen Abbruch tut. Mit über 83 Minuten wurde die Kapazität einer CD auch fast vollständig ausgereizt.

Das Booklet dazu beinhaltet neben einer Biografie und einem Vorwort der Musikerin auch Texte zu den Komponisten und zu den gespielten Stücken.

Für Freunde dieser Art Musik finde ich die Scheibe empfehlenswert, auch weil sie eher selten eingespielte Kompositionen enthält.

Antes Edition BM319324

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Gitarren-CD

Fast zweieinhalb Stunden akustische Gitarre, das ist natürlich wunderbar. Klar, sofort fallen einer Namen ein, die dazugehört hätten, aber nicht vertreten sind, wenn es denn ein Überblick über die „aktuelle“ (das Album erschien erstmals 1979 auf LPs) Gitarrenszene in der BRD bringen soll.

Nennen wir doch lieber einige von den vielen Highlights. Zu hören sind u. a. Wizz Jones, Werner Lämmerhirt, Klaus Weiland, Tom Paley, Manolo Lohnes, Peter Bursch, Davey Arthur und George Furey … und viele andere. Also Flamenco, Ragtime, Jigs und Reels, „Zigeunerimprovisationen“ (so hieß das damals, als die aktuellen politisch korrekten Bezeichnungen eben ganz andere waren als heute), Country und Musettewalzer, abermals, um nur einige Highlights zu nennen.

Seltsamerweise sind (fast? In zwei Fällen hilft nach all der Zeit das Internet nicht weiter und die Vornamen könnten auf jegliches Geschlecht passen) nur Männer dabei. 1979, Leute, es gab gitarrenspielende Frauen, und nicht zu wenige, es gab eine ungeheuer aktive Frauenmusikszene, wollten die nicht mit auf die LP? Wurden sie nicht gefragt?

Die Presseinfo erzählt einiges über die Entstehung des Albums, sagt aber nichts zu dieser Frage. Trotzdem ein Hörgenuss, dennoch bleibt ein bitterer Nachgeschmack.

Acoustic Guitar Festival + Acoustic Guitar Scene, MIG, www.mig-music.de (GH)

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Claus Boesser-Ferrari hat vor vielen Jahren einmal Jimi Hendrix gehört, und von Stund an war er bekehrt. Hendrixens Musik hat ihn sein Leben lang begleitet, und so ist diese CD nicht nur eine Hommage an dessen wegweisende Kunst, sondern auch eine Art Lebensbeschreibung. Das erzählt er in seinen Kommentaren, jedes Stück dieser reinen Instrumental-CD entspricht einer Station in seinem Leben. Und so entfernt er sich oft weit von seinem Vorbild, dessen Einflüsse aber dennoch immer zu spüren sind. Es geht los mit „The Wind Cries Mary“, Jimi Hendrix singt in seiner Version einmal „The wind howls Mary“, und damit geht es hier gleich los. Das mal als Beispiel für Boesser-Ferraris kreativen Umgang mit dem Originalmaterial. Eingefleischten Hendrixfans, die diese Versionen als persönliche Beleidigung auffassen, wünscht er „jetzt schon gute Besserung.“ Jimi Hendrix hätte ihnen vermutlich Krätze und Syphilis gewünscht, insofern geht es hier äußerst versöhnlich zu. Claus Boesser-Ferrari: The Wind Cries Mary, Acoustic Music, www.acoustic-music.de (GH)

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Evgeni Finkelstein – Russian Guitar Music – Unknown Masterpieces.    v-zero

Der russische Meister der klassischen Gitarre legt hier eine CD vor, auf der er einen kleinen Ausschnitt aus der russischen komponierten Gitartrenmusik der letzten 200 Jahre präsentiert. Wer nun aber so was wie den Kasatschok à lvan Rebrock erwartet, dürfte enttäuscht sein. 

Dafür ist es aber ein Schmankerl für Liebhaber der komponierten Musik für klassische Gitarre. Die Musik der russischen Komponisten über die 2 Jahrhunderte, von Nikolai Makarov bis Julia Finkelstein, inclusive 2 eigener Stücke, unterscheidet sich aber von entsprechenden westeuropäischer nicht mehr als z. B. Vivaldi von Purcell, durchaus haben die Komponisten eine eigene Handschrift, aber exotisch ist die wahrlich nicht.

Das beiliegende Booklet enthält mehr Infos zu Komponisten und Interpret.

Für Liebhaber der klassischen Gitarre, die auch neuzeitliche Kompositionen mögen, empfehlenswert.

Die CD bringt es mit 23 Stücken auf 52 Minuten.

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