Rezensionen

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Liedermacher

Der ehemals als Herman Düne bekannte Künstler heißt nun Herman Dune, weshalb wir besorgt auch mit radikalen Brüchen in seiner Musik rechnen. Aber keine Sorge, er bringt ein buntes Gemisch, wie eh und je. Herman Dune ist Franzose mit schwedischer Mutter, schreibt seine Lieder auf Englisch, wohnt offenbar derzeit in Berlin, was natürlich alles verwirrend ist, sich musikalisch aber bestens auflöst. Er spielt zusammen mit seinem Bruder David Ivar Düne, und auch mit anderen Leuten … das Cover wurde von einem besonders kreativen Wesen entworfen, Schwarz auf Schwarz, Informationswert also eher minimal. Die Gebrüder Dune haben ihre Musik einst als Antifolk bezeichnet, sie singen aber durchaus folkig, gleich im ersten Stück werden Erinnerungen an Woody Guthrie wach, und in einigen späteren immer wacher, und wenn das kein hohes Lob ist! Im Stück „Crazy Blues“ dagegen entpuppen sie sich als die wahren Walzerkönige, und wenn es um Drogen geht, scheinen sie der Hippiezeit entsprungen zu sein, kurzum, eine wilde und schöne Mischung.

Herman Dune: The Portable Herman Dune, BB’Island, www.hermandune.net (GH)

 MOSAIK - LEDFOOT

LEDFOOT - COFFIN NAILS - NO BULLSHIT  = Gefeilte Nägel

Dieser Mix aus Rock, Gothic, Americana und Folk in der Tradition der Mörderballaden ist hörenswert.

Er verbreitet mit seiner Zwölfsaitigen die Stimmung, die heute viele Menschen der Welt empfinden durch die täglichen Nagelstiche der Medienmeldungen. Das geht bis ins Persönliche. Auch viele private Ereignisse und Erlebnisse werden so empfunden - wie Siche gefeilter Nägel. Und ein sensibler, oft zweifelnder Liedermacher und Musiker fasst das in Texte. Fast jenen Tag und präsentiert uns seine verdichteten Stimmungen.

Auf dem Foto sieht er verzweifelt aus. Das soll die CD auch ausdrücken. Und so findet er viele, die gleich empfinden, sicherlich nicht nur in den USA. Ich süre auch die Stiche dieser gefeilten Nägel sogar ohne Drogen, Alkohol...   h

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Liedermaching:

Holger Saarmann kommt aus Hagen, aber das Schicksal hat ihn nach Berlin verschlagen, macht ja auch nix. Dort schreibt er also seine Lieder, und wie er das tut! Er hat Christof Stählins SAGO-Akademie absolviert und das merkt man. Nicht, dass er irgendwie epigonenhaft wäre oder so, typisch aber ist der Umgang mit Wörtern, wie er sie auf den Kopf stellt und ihnen einen neuen Sinn entlockt, wie er Redensarten entlarvt, und wie er sich bei allem virtuos auf allerlei Instrumenten begleitet, nennen wir hier nur Gitarre, Mandoline und Akkordeon. Die meisten Lieder sind von ihm, aber zwei alte Lieblinge gesellen sich dazu, Heines Lore-Ley und „Hoch auf dem gelben Wagen“ von Rudolf Baumbach. Man hätte meinen können, dieses Lied wäre für die nächste hundert Jahre von einem Bundespräsidenten nachhaltig zersungen, aber Holger Saarmann macht sich einfach eine andere Melodie, die sich wenig zum Schunkeln eignet, und zeigt, was für ein poetischer, feiner Text es eigentlich ist. Die eigenen Texte unseres Hagener Freundes, ach, auch die ein Genuss … so besingt er das Abenteuer (wie eins Christof Stählin, nur eben auf seine eigene Weise), erzählt, dass er früher Enid Blyton gelesen hat (sehr gut, wo sie doch gerade mal wieder als nicht politisch korrekt kritisiert wird), legt die Beichte des Minnesängers ab, ach, das ist alles so klug, so schön, so voller Herzensbildung. Mehr davon und zwar schnell! Holger Saarmann: Phantomzeit, Silberblick Musik, www.holgersaarmann.de (GH)

Fantasy Folk Rock, Pagan Folk, mit deutschen Texten. Titel wie "Setzt die Segel", "Pan" oder "Insel am Rande der Zeit" sprechen für sich. Sicher etwas für Mittelalter Fans. Wer Bands wie Santiano mag, liegt auch mit dieser CD richtig.

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Superlative verleiten immer zum Widerspruch – der feinste Liedermacher Kanadas soll James Keelaghan sein? Da fiele uns ja starke Konkurrenz ein, Ian Tyson, Gordon Lightfoot, um nur zwei der Lebenden zu nennen. Und schon nähert man sich dem armen James Keelaghan voller Überdruss, nur kann er ja nichts dafür, was die Presseheinis seiner Plattenfirma sich da aus den Fingern saugen. Wollen wir mal hoffen. Hier werden jetzt also keine Verlgeiche angestellt, es wird gehört. Und James Keelaghan lässt sich sehr gut hören. Er spielt Gitarre, nimmt Impulse aus allerlei Stilen auf – Blues, Gospel, Country, allgemein nordamerikanischer Folk.

Zu letzterem passend sind seine Themen; Krankheit, Depression, Hoffnung, aber auch Kritik an der Haltung, man müsse sich immer zusammenreißen und bis zum bitteren Ende durchhalten, man, so findet er, kann und soll auch mal aufgeben. Sein Lied „Before the morning sun“ handelt von Selbstjustiz, ein aus Verzweiflung zum Rächer und Mörder gewordener Mann sieht durch das Zellenfenster zu, wie sein Galgen aufgebaut hat, aber er bereut nichts. Keelaghan meint, das Lied hätte auch von Johnny Cash gesungen werden können, und da hat er recht, und das ist nun wirklich ein hohes Lob für diesen durchaus feinen kanadischen Songwriter

James Keelaghan: Second-Hand, Borealis, www.borealisrecords.com (GH)

Das vierte Album der Songschreiberin und Sängerin mit einer markanten Stimme. Die Musik: Exzellent und abwechslungsreiche Songs, komponiert und arrangiert gemeinsam mit dem Cellisten Christoph Schenker und hochprofessionell umgesetzt mit Band und Gastmusikern, mal fast kammermusikalisch, mal im Pop-Gewand oder auch jazzig, mal in kleinerer Besetzung, mal mit zusätzlichen Musikern, fast durchweg schwer und melancholisch daherkommend. Die Lyrik: Künstlerisch erstklassig, fordert sie den Zuhörer und will seine ganze Aufmerksamkeit. Die Themen der Songs: Vertreibung, Krieg, Flucht, Massensuizid, Tränen... Und da stellt sich die Frage: Wenn man auch von dem Gesamtkunstwerk (samt sehr sorgfältig gestaltetem Booklet) durchaus begeistert sein kann und muss, und Schmidt ganz sicher nicht eine Vertreterin  bekannten deutschen Allerwelts-Songwritings ist, sondern sich in puncto Niveau über alle Maßen heraushebt, stellt sich für mich hier die entscheidende Frage: Für wen, oder: warum schreibt man solche Texte?

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John Vincent III ist ein Liedermacher aus USA, genauer gesagt aus Kalifornien, und das hört man, hohe Stimme und so, alles sehr melodisch und ein bisschen melancholisch.

Angedeutet hippiehaft, aber die Titel der Songs sind viel folkiger als die Musik selbst: „Highway Woman“ und „Bluebird Singing“.

Er hat alle Lieder selbst geschrieben, und jemand, der einfach so „like a rolling stone“ schreibt, aber so, dass es nicht wie ein Klischee klingt, verdient auf jeden Fall Respekt!

Und sein hervorragendes Gitarrespiel bekommt das nächste Lob.

John Vincent III: Songs for the Canyon, www.johnvincentiii.com (GH)

Starkult Promotion, Merowingerstr. 57, 40225 Düsseldorf

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Liedermacher:

Nathan Johnston ist ein irischer Liederschreiber, der mit irischen Traditionen rein gar nichts am Hut hat, die Pressemeldung schreibt von „souligem Pop“, es klingt ein bisschen wie gutgemachte, abwechslungsreiche Barmusik. Die Hamburger Band The Angels of Libra passt da perfekt zu, und so kommt eine sehr gefällige Mischung dabei heraus: viel Trompete, Saxophon, Flügelhorn.

Die Texte sind dann oft ernst, junge Leute, die an Drogen geraten, Verschwörungstheorien, Fake News, und war wäre, wenn ich nie den Blues gehabt hätte? Dazu gibt es eine interessante Begegnung mit dem Erzengel Jophiel, zuständig für Weisheit, Schönheit und Hilfe in schwierigen Situationen. Nie von Jophiel gehört?

Kein Wunder, sie ist nämlich eine der ganz wenigen weiblichen Erzengel und wurde deshalb im Laufe der Jahrhunderte von sämtlichen Männerkirchen aus der offiziellen Liste der Erzengel verbannt. Also her mit Jophiel, ihr Lob erschalle, und allein, sie wieder bekannt zu machen, ist ein großes Verdienst dieser CD!

Nathan Johnston & the Angels of Libra, Waterfall Records, https://www.waterfallrecords.com (GH)

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„Dunkel wie die Nacht, rot wie die Liebe“, was für ein Presseinfotext, da möchte man doch glatt weiterdichten. Aber das kann Mathias Schüller viel besser, und auf seinem neuen Album geht es gleich mit dickem Wumms los, und zur dumpfen Trommel singt er im Stil des frühen Udo L #

– wunderbar, vielleicht würden nicht alle dem Presseinfo zustimmen, dass „mal heiß, mal feucht, immer leidenschaftlich“ verspricht, aber schön zu hören ist es allemal.

Gleich das zweite Stück ist dermaßen fein gereimt und hinreißend vorgetragen, dass man beim Hören unweigerlich zum Fan wird.

Alle Stücke hat er selbst geschrieben, und die „Lyrics“ (ach, Presseinfos, durchaus und immer wieder grauenhaft) sind ihm wichtig, lesen wir, und wir hätten es auch so gehört und wären begeistert gewesen.

Kleine Warnung: Folkig ist das alles gar nicht. Mathias Schüller: Dunkel:Rot, Timezone Records, www.timezone-records.com (GH)

Timezone, Weißenburger Str. 4, 49076 Osnabrück

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Parzival

David the Hymn

130 Musiker aus 23 Ländern

Story, Konzept, Produktion, Musik

Thomas Olivier & Dieter Faber und viele andere

Sub-sounds.com 2 CDs

Kostbar aufgemacht ist die 1. CD der Bremer Klassik-Rock-Pioniere und eine der ersten CDs des wiederbelebten Hamburger Labels Hypertension.

Sie waren wohl die Ersten, die Rock mit Mittelalter, Klassik, Sagen und Legenden zu verbanden. Mit ihrer Musik fanden sie viele Anhänger, Fans und Freunde auch unter den Musikerkollegen der Elite Europas.

Lothar Siems, git+voc – Walter Quinbtus, viol, Badsds – Thomas Olivier  drums, voc. Dazu viele andere Instrumente brachten ihre CDs ab 1971 bei Teldec und RCA heraus. Sie wurden europaweit mit Lob überschüttet.

Auf dieser Konzept-CD vereinen sich nun 130 Musiker aus aller Welt zu einem multinationalen Chor und bringen ihre Meisterstücke ein. Durch dieses Miteinander entsteht eine Musiksammlung der Leckerbissen.

Einige Titel: Man in the Tower, Wind blows, When the night comes, Old Love, Cash Castle, Rain Dance, Liqueur Talk, Mighty Mouse, All my Love, Future Cities - Dazu eine Gescichte zum Davidsweg "The Path To David"

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