Krimis

Frau Maier macht Dampf: Frau Maiers 5. Fall (Frau Maier ermittelt)

Frau Maier ist eine alte Bekannte (zuletzt FM 337), und bestimmt ist sie die sympathischste Privatermittlerin, die derzeit in deutschen Krimis Leichen im Keller findet. Oder diesmal in einem Swimming Pool. Frau Maier, die zu Beginn der Serie eher einsam und verhuscht wirkte, wächst immer mehr über sich hinaus. Nun geht sie gar auf Reisen, und zwar in ein Wellness-Hotel in der Steiermark. Natürlich nicht aus eigenem Antrieb, bei einem Preisausschreiben gab es eine Woche dort zu gewinnen, und Frau Maier muss die Reise für eine Freundin antreten, die sich das Handgelenk gebrochen hat. Luxushotel und Preisausschreiben, das klingt nach Erich Kästner und „Drei Männer im Schnee“, aber hier schneit es erst, als alles geklärt ist. An Verwicklungen aber braucht sich Kremser vor Kästner nicht zu verstecken, und die Romantik kommt auch nicht zu kurz, denn Frau Maier legt sich einen schicken grünen Badeanzug und pinken Nagellack zu. Kein Wunder, dass die Herren im besten Alter sich die Schnurrbartspitzen zwirbeln. Nur, wie gesagt, die Leiche im Swimming Pool - wie ist sie dort hingeraten und wer steckt dahinter, und war es überhaupt die erste Leiche, die das vermeintliche Wellnesshotel zu beklagen hat? Wie Frau Maier das alles klärt, ist ebenso witzig wie spannend beschrieben, ein Lesegenuss, wie alle Frau-Maier-Bücher. Jessica Kremser: Frau Maier macht Dampf, 279 S., 13,90. Pendragon, www.pendragon.de (GH)

Boris Meyn schreibt Hamburgensien. Als pensionierter Städteplaner ist er Fachmann und Historiker.

Mit seinen Krimis um Kommissar Bischof vervollkommnet der noch die historische Sicht Hamburgs, die Petra Oelkers so treffend in ihren Romanen schildert.

Boris Meyn schafft, was nur wenig schaffen: Seine Romane sind gute Literatur, sind ausgezeichnet recherchierte Hamburggeschichte und sie sind spannende Kriminalromane. 

Eine Serie, die überzeugt, bildet und ausgezeichnete Lektüre ist. 

Sehr zu empfehlen.  h

Rowohlt

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Max Annas hat schon oft gezeigt, dass er sich an den exotischsten Orten auskennt: in der DDR, im Finsterwalde der Zukunft, im Südafrika der Gegenwart – und nun führt er uns in wirklich geheimnisvolle Welten: in die Eifel. Wo die Orte Körperich heißen (-ich-Endung weist auf keltische Ortsgründung hin), wo das Ältestenerbrecht in den Bauernfamilien viel böses Blut schafft, die Flurbereinigung nie verziehen wurde und die Glocken in der Karwoche nach Rom fliegen. Dann müssen die Kinder im Dorf mit Holzklappern die Glocken ersetzen, was in diesem Buch passiert. Es geht nämlich vor Ostern los. Sanne und Ulrike, die jugendlichen Heldinnen, haben allerdings noch ganz anderes zu tun. Es ist 1978, die Fußball-WM in Argentinien rückt näher, alle Kinder sammeln Fußballerbilder, aber immer fehlen welche. Weshalb die beiden kurzentschlossen im Postamt das RAF-Fahndungsplakat klauen und sich passende Fußballbilder herausschneiden. Dorfpolizist Reiter steht kurz vor einem Herzinfarkt: ein terroristischer Anschlag in seinem Revier! Dass gleich um die Ecke ein Mord passiert, ist darüber leicht zu übersehen. Aber wir haben ja Sanne und Ulrike, die von ihrem Aussichtsposten auf dem Hochsitz die Geschehnisse im Dorf im Auge behalten. Die Eifel, mit ihrer Nähe zu Luxemburg, Belgien und Frankreich, ist uraltes Schmugglerland, aber auch Fluchtroute, wobei wir wieder bei der RAF wären, und wie das alles zusammenhängt, und was das mit den fortgeflogenen Glocken zu tun hat, erfahren wir im neuen Krimi von Max Annas.

Max Annas: Der Hochsitz, 271 S., Rowohlt Verlag, 22,-- https://www.rowohlt.de/autor/max-annas-2368 (GH)

lebentot.jpg  Das schöne Leben der Toten von Milena Moser und Victor-Mario Zaballa

Jeder Mensch, egal welcher kulturellen Prägung, stellt sich irgendwann einmal die Frage: Was geschieht eigentlich nach dem Tod? … und beantwortet sie sich entweder mit: „Keine Ahnung!“ oder nach religiöser, kultureller Prägung. Meistens vermeiden die meisten Menschen es jedoch an den Tod zu denken, wobei dieser doch die einzige Gewissheit im Leben ist. In der mexikanischen Kultur werden die Toten gefeiert, sie werden am Diá de la Muertos eingeladen mit den Lebenden zu feiern. Genau genommen werden sie gelockt, denn die Verbindung zur Welt der Lebenden sind Essen, der Duft von Blumen und Freundschaft.

Doch es ist nicht nur dieser Tag, es ist diese generell andere, eher freundschaftliche Haltung dem Tod gegenüber, die zu diesem Buch geführt hat. Milena Moser, Schriftstellerin, Schweizerin und seit fünf Jahren in den USA ansessig und Victor-Mario Zaballa, bildener Künstler toltekischer Herkunft , leben zusammen, arbeiten zusammen, sind mittlerweile verheiratet und der Tod ist für sie beide keine abstrakte Möglichkeit in ferner Zukunft, sondern täglich präsent, denn Zaballa hat mehrere lebensbedrohliche Erkrankungen, die ihn weder in seiner Kreativität noch in seiner Lebensfreude behindern. So gestaltet er regelmäßig auf der SomArt in San Francisco einen Altar zum Dia de los Muertos und auch im Hause Moser-Zaballa werden die lieben Verstorbenen an diesem Tag mit Essen, Liebe und Blumen gelockt, einen Abend mit den Lebenden zu verbringen. Die Toten müssen gelockt werden, denn ihnen geht es nach mexikanisch/toltekischer Auffassung sehr gut in einer der vielen Jenseitsmöglichkeiten.

Es ist ein heiteres Buch, über Freundschaft, Liebe und Tod und alles was das Leben sonst noch ausmacht. Es kein langes Buch, gerade einmal 128 Seiten, illustriert mit Fotos von Victor Zaballas Altären und Zeichnungen, doch es ist auch ein gehaltvolles Buch und ein tröstendes. Ich kann es nur empfehlen.

Das schöne Leben der Toten von Milena Moser & Victor-Mario Zaballa, Verlag: Kein & Aber, ISBN 9783036958187, Preis 19,00 €

(Kabra)

Fluch_des_H.jpg.   Der Fluch des Hasen

Ein ganz anderes Märchenbuch

Wenn die tote Schwester des Nachts umgeht und nach ihrem Kind fragt, dann ist der Gedanke an die Brüder Grimm und „Brüderchen und Schwesterchen“ nicht weit – aber bei der koreanischen Autorin Bora Chung geht es hoch modern zu, und deshalb fragt die Schwester nicht „Was macht mein Kind, was macht mein Reh?“

Was der Bruder derweil treibt? Wird nicht verraten. Bora Chung bedient sich munter am internationalen Märchen- und Balladenschatz, immer wieder finden wir Vertrautes, und immer wieder fallen wir aus allen Wolken, weil es doch ganz anders ausgeht als erwartet.

Happy End und glücklich bis ans Ende ihre Tage? Eher nicht, eher Erlkönig, „in seinen Armen, das Kind ist tot.“

Aber oft ist auch die Frage, was denn überhaupt ein märchenhaft schöner Abschluss wäre. Ist es wirklich nur gut für das Dorf, von der Bestie befreit zu werden, der sie alle sieben Jahre ein Kind opfern müssen? Ist der Prinzessin tatsächlich damit gedient, den geliebten Prinzen unter unendlichen Anstrengungen von seinem Fluch zu befreien? Hat sich da schon mal irgendwer Gedanken gemacht?

Bora Chung tut es, und ihre Antworten sind umwerfend. Und es kann gewaltig modern werden, bei allen Balladenelementen – denn ist die unglücklich liebende Künstliche Intelligenz auf ihre Weise nicht auch eine Art verwunschener Märchenprinz? Und der Hase aus dem Titel? Der ist kein Prinz, aber niedlich ist er auch nicht, und wer immer schon einmal etwas über die noble Art des Verfluchens erfahren wollte, wird bei Bora Chung unschätzbares Wissen erwerben.

Bora Chung: Der Fluch des Hasen, Erzählungen, CulturBooks, 251 S., 24,--, übersetzt von Ki-Hyang Lee, http://www.culturbooks.de  (GH)

   
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