LIEDERMACHER & MITTELALTER

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Liedermacher

Der ehemals als Herman Düne bekannte Künstler heißt nun Herman Dune, weshalb wir besorgt auch mit radikalen Brüchen in seiner Musik rechnen. Aber keine Sorge, er bringt ein buntes Gemisch, wie eh und je. Herman Dune ist Franzose mit schwedischer Mutter, schreibt seine Lieder auf Englisch, wohnt offenbar derzeit in Berlin, was natürlich alles verwirrend ist, sich musikalisch aber bestens auflöst. Er spielt zusammen mit seinem Bruder David Ivar Düne, und auch mit anderen Leuten … das Cover wurde von einem besonders kreativen Wesen entworfen, Schwarz auf Schwarz, Informationswert also eher minimal. Die Gebrüder Dune haben ihre Musik einst als Antifolk bezeichnet, sie singen aber durchaus folkig, gleich im ersten Stück werden Erinnerungen an Woody Guthrie wach, und in einigen späteren immer wacher, und wenn das kein hohes Lob ist! Im Stück „Crazy Blues“ dagegen entpuppen sie sich als die wahren Walzerkönige, und wenn es um Drogen geht, scheinen sie der Hippiezeit entsprungen zu sein, kurzum, eine wilde und schöne Mischung.

Herman Dune: The Portable Herman Dune, BB’Island, www.hermandune.net (GH)

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John Vincent III ist ein Liedermacher aus USA, genauer gesagt aus Kalifornien, und das hört man, hohe Stimme und so, alles sehr melodisch und ein bisschen melancholisch.

Angedeutet hippiehaft, aber die Titel der Songs sind viel folkiger als die Musik selbst: „Highway Woman“ und „Bluebird Singing“.

Er hat alle Lieder selbst geschrieben, und jemand, der einfach so „like a rolling stone“ schreibt, aber so, dass es nicht wie ein Klischee klingt, verdient auf jeden Fall Respekt!

Und sein hervorragendes Gitarrespiel bekommt das nächste Lob.

John Vincent III: Songs for the Canyon, www.johnvincentiii.com (GH)

Starkult Promotion, Merowingerstr. 57, 40225 Düsseldorf

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Liedermaching:

Holger Saarmann kommt aus Hagen, aber das Schicksal hat ihn nach Berlin verschlagen, macht ja auch nix. Dort schreibt er also seine Lieder, und wie er das tut! Er hat Christof Stählins SAGO-Akademie absolviert und das merkt man. Nicht, dass er irgendwie epigonenhaft wäre oder so, typisch aber ist der Umgang mit Wörtern, wie er sie auf den Kopf stellt und ihnen einen neuen Sinn entlockt, wie er Redensarten entlarvt, und wie er sich bei allem virtuos auf allerlei Instrumenten begleitet, nennen wir hier nur Gitarre, Mandoline und Akkordeon. Die meisten Lieder sind von ihm, aber zwei alte Lieblinge gesellen sich dazu, Heines Lore-Ley und „Hoch auf dem gelben Wagen“ von Rudolf Baumbach. Man hätte meinen können, dieses Lied wäre für die nächste hundert Jahre von einem Bundespräsidenten nachhaltig zersungen, aber Holger Saarmann macht sich einfach eine andere Melodie, die sich wenig zum Schunkeln eignet, und zeigt, was für ein poetischer, feiner Text es eigentlich ist. Die eigenen Texte unseres Hagener Freundes, ach, auch die ein Genuss … so besingt er das Abenteuer (wie eins Christof Stählin, nur eben auf seine eigene Weise), erzählt, dass er früher Enid Blyton gelesen hat (sehr gut, wo sie doch gerade mal wieder als nicht politisch korrekt kritisiert wird), legt die Beichte des Minnesängers ab, ach, das ist alles so klug, so schön, so voller Herzensbildung. Mehr davon und zwar schnell! Holger Saarmann: Phantomzeit, Silberblick Musik, www.holgersaarmann.de (GH)

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„Dunkel wie die Nacht, rot wie die Liebe“, was für ein Presseinfotext, da möchte man doch glatt weiterdichten. Aber das kann Mathias Schüller viel besser, und auf seinem neuen Album geht es gleich mit dickem Wumms los, und zur dumpfen Trommel singt er im Stil des frühen Udo L #

– wunderbar, vielleicht würden nicht alle dem Presseinfo zustimmen, dass „mal heiß, mal feucht, immer leidenschaftlich“ verspricht, aber schön zu hören ist es allemal.

Gleich das zweite Stück ist dermaßen fein gereimt und hinreißend vorgetragen, dass man beim Hören unweigerlich zum Fan wird.

Alle Stücke hat er selbst geschrieben, und die „Lyrics“ (ach, Presseinfos, durchaus und immer wieder grauenhaft) sind ihm wichtig, lesen wir, und wir hätten es auch so gehört und wären begeistert gewesen.

Kleine Warnung: Folkig ist das alles gar nicht. Mathias Schüller: Dunkel:Rot, Timezone Records, www.timezone-records.com (GH)

Timezone, Weißenburger Str. 4, 49076 Osnabrück

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Superlative verleiten immer zum Widerspruch – der feinste Liedermacher Kanadas soll James Keelaghan sein? Da fiele uns ja starke Konkurrenz ein, Ian Tyson, Gordon Lightfoot, um nur zwei der Lebenden zu nennen. Und schon nähert man sich dem armen James Keelaghan voller Überdruss, nur kann er ja nichts dafür, was die Presseheinis seiner Plattenfirma sich da aus den Fingern saugen. Wollen wir mal hoffen. Hier werden jetzt also keine Verlgeiche angestellt, es wird gehört. Und James Keelaghan lässt sich sehr gut hören. Er spielt Gitarre, nimmt Impulse aus allerlei Stilen auf – Blues, Gospel, Country, allgemein nordamerikanischer Folk.

Zu letzterem passend sind seine Themen; Krankheit, Depression, Hoffnung, aber auch Kritik an der Haltung, man müsse sich immer zusammenreißen und bis zum bitteren Ende durchhalten, man, so findet er, kann und soll auch mal aufgeben. Sein Lied „Before the morning sun“ handelt von Selbstjustiz, ein aus Verzweiflung zum Rächer und Mörder gewordener Mann sieht durch das Zellenfenster zu, wie sein Galgen aufgebaut hat, aber er bereut nichts. Keelaghan meint, das Lied hätte auch von Johnny Cash gesungen werden können, und da hat er recht, und das ist nun wirklich ein hohes Lob für diesen durchaus feinen kanadischen Songwriter

James Keelaghan: Second-Hand, Borealis, www.borealisrecords.com (GH)

   
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