REGIONALKRIMIS

Lokalkrimi

Frank Göhre schreibt filmisch, das steht hinten auf dem Buch (aber seine Fans wissen das schon lange). Kurze Szenen, abrupte Schnitte, rasche Wechsel des Schauplatzes. Die kriminelle Handlung entwickelt sich zwischen Hamburg und Blankenese, es gibt Abstecher nach Amsterdam (wir erfahren, welchen Club Mick Jagger dort frequentiert und können hinfort einen großen Bogen um dieses Etablissement machen), Kopenhagen und in die Karpaten, wo ein Vetter der Hamburger Protagonisten seine Fäden zieht – genannt wird er natürlich der Karpaten-Pate.

Bei ihren kriminellen Aktivitäten sind die Leute im Buch phantasievoller, egal, ob sie nun Bankenschwindel betreiben oder windige Lokale auf St. Pauli.

Wobei, um richtig groß einzusteigen, muss man auch groß schmieren, und je mehr Leute beteiligt sind, um so größer wird die Gefahr, dass jemand aus purer Blödheit etwas verrät, oder dass jemand einen überzeugenden Grund hat, sich zu rächen, was nun wieder die nächsten Unternehmungen vereitelt. Insofern, ein hochmoralisches Buch, das zur Vorsicht mahnt.

Gesungen wird auch, gleich zweimal der alte Sozihit „Wann wir schreiben Seit an Seit.“

Frank Göhre: Die Stadt, das Geld und der Tod, Culturbooks, 158 S., 15,-- , www.culturbooks.de (GH)

Die Eifel, seit jeher ein Hort des Verbrechens, das ist bekannt – seit den Leuten dort den römischen Kaufleuten auflauerten. Ganz so weit zurück führt uns Karin Joachim in ihrem neuen Ahr-Krimi ja nicht, aber immerhin bis in die ersten Jahre der Bonner Republik. In Bonn gab es keinen geeigneten Ort für so glamouröse Veranstaltungen wie den Bundespresseball, da musste Bad Neuenahr einspringen.

Das dortige Kurhaus mit allem Drum und Dran zeigte noch den Glanz des 19. Jahrhunderts, als sich die große Welt Europas in den Kurorten ein Stelldichein gab und man auf dem Weg zum Thermalbad auch mal einem Zaren begegnen konnte. An einen solchen Ort können die Veranstalter des Bundespresseballs sogar einen Weltstar wie Josephine Baker einladen, ohne rotwerden zu müssen.

Uneingeladen stellen sich natürlich allerlei diebische Einheimische ein. Was aber hat das alles damit zu tun, dass fast 70 Jahre später der Journalist Daniel Bender im Kurbad tot aufgefunden wird? Am Vorabend hat er sich der Tatortfotografin Jana Vogt kurz vorgestellt, und sie hat sich über sein kränkliches Aussehen gewundert. Der Zusammenhang zwischen Josephine Baker und Daniel Vogt ist nicht auf den ersten Blick zu entdecken, aber es gibt ihn – und Karin Joachim erzählt uns das alles in ihrem ungeheuer spannenden neuen Krimi.

Ein Euro für jedes verkaufte Buch geht übrigens an Flutopfer in der Eifel – noch ein Grund für die Anschaffung dieses grandiosen Buches!

Karin Joachim: Juwelennächte, 282 S., 13,--, Gmeiner Verlag, www.karinjoachim.de (GH)

Geld oder Lebkuchen - Heldt, Dora

5 Hör-CDs Gesprochen von Katja Danowski - www.goylit.de

Ernst's Frau kümmert sich um Weihnachten, die Weihnachtsmarkt, das Schmücken, das Herrichten, das Fest der Familie.

Ernst aber ist Sylt im Winter zu dunkel, zu leer, zu öde und so jagt er den Dieb der Spenden für bedürftige Kinder und wird so fast zu einem kleinen Robin Hood von Sylt. Und es wird ganz anders, als du vermutest und noch viel spannender. 

Ist das ein gutes Weihnachtsgeschenk für Weihnachtsmuffel?

Peter Braukmann: Schröder sitzt. Bookmundo Direkt, 176 S., 9,99. https://peterbraukmann.com/ GH)

Ein neuer Steffen-Schröder-Roman von Peter Braukmann ist immer eine Freude, und dass Schröder in diesem Werk eigentlich nur eine Nebenrolle spielt, kann den Lesegenuss nicht schmälern. Schröder wacht total verkatert auf, kann sich vage erinnern, dass er in seinem Stammlokal in Meißen war – und dann?

Dem Kater nach muss er gewaltig gezecht haben, und dann, tja, Filmriss. Kann ja passieren, nur: Die Polizei sieht das anders, und sie kann auch (fast) überzeugende Beweise dafür erbringen, dass Schröder mitten in der Nacht losgezogen ist, um eine junge Prostituierte umzubringen. Damit ist Schröders Schicksal erst mal besiegelt, er sitzt in U-Haft und grämt sich, weil seine Unschuld (von der er, mangels Erinnerung, ja nicht einmal total überzeugt sein kann) nicht zu beweisen ist, den Rest gibt ihm dann der Knastfraß.

Unschuld nicht zu beweisen? Das wollen wir doch mal sehen, sagen seine Freunde und machen sich ans Werk. Wer könnte ein Interesse daran haben, Schröder aus dem Verkehr zu ziehen? Wer will sich rächen? Klarer Fall, alle, denen Schröder ihr kriminelles Handwerk gelegt hat. Klar, dass der Fall geklärt werden und ein bleicher, abgehärmter Schröder durch die Gefängnistore in die Freiheit schreiten und seine Liebste endlich wieder umarmen kann.

Nur – wie es dazu kommt, das ist mal wieder überaus spannend und witzig erzählt!

Peter Braukmann: Schröder sitzt. Bookmundo Direkt, 176 S., 9,99. https://peterbraukmann.com/ GH)

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Lokalkrimi

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Weiter geht’s mit der Morduntersuchungskommission von Max Annas. Inzwischen ist Otto Castorp nach Berlin versetzt worden, in die Hauptstadt der DDR also. Dort herrscht eine ganz andere Stimmung als in Jena, die Unruhe liegt sozusagen in der Luft, nur Otto und seine Kollegen sind davon überzeugt, dass die DDR das beste aller möglichen Länder ist, Unzufriedenheit bei den Bürger:innen entsteht nur durch die Provokationen des Westen. In Ostberlin halten sich zu dieser Zeit mehrere Personen auf, die mit dem ANC zusammenarbeiten – entsprechend nervös sind seine Vertreter, von denen sich natürlich auch einige in Berlin herumtreiben, in Ost wie in West. Es gibt also ein wildes Hin und Her über die Mauer, und die Morduntersuchungskommission soll Todesfälle aufklären, von denen sie rein gar nichts begreift. Dass die Staatssicherheit ebenfalls tätig ist und allerlei Informationen zurückhält, macht die Sache nicht einfacher. Alles fängt damit an, dass ein wichtiger Beamter, zuständig für die Unterstützung des ANC durch die DDR, verschwindet – hat er sich abgesetzt oder wurde er verschleppt? Bis die Antwort auf diese Frage gefunden worden ist, werden gewaltige Mengen Alkohol konsumiert, was nicht unbedingt weiterhilft, und auch die Musik kommt nicht zu kurz: Ein Höhepunkt im Buch ist der Auftritt von Mirjam Makeba im Palast der Republik! Max Annas: Morduntersuchungskommission.

Der Fall Daniela Nitschke. Rowohlt Verlag, 387 S.,22,--

https://www.rowohlt.de/autor/max-annas-2368 GH)

   
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