SKAN & BALTISCH

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Finnische CD:

Päivi Hirvonen nennt ihre neue CD „Kallio“, das bedeutet „Felsen“. Wie ein Fels in der Brandung steht sie auf dem Cover, die Geige in der Hand, und diese Kraft sollen die von ihr allesamt selbstgeschriebenen Lieder ihren Zuhörerinnen machen. Sie richtet sich an Frauen ungefähr in der Lebensmitte und greift Themen auf wie Rechte von Mädchen, Liebesbeziehungen, psychische Gesundheit, die vielfältige Verantwortung, die immer drückender auf ihren Schultern lastet wie ein zu schwer gewordener Mantel. Das klingt vielleicht deprimierend, aber es gibt doch immer wieder Hoffnung, auf eigene Stärke, auf Solidarität, auf die Kraft unserer Ahninnen. Die musikalische Untermalung trägt das ihre bei, um allzuviel Düsterkeit zu bannen. Anfangs summt Päivi Hirvonen und zupft ihre Geige, dann legt sie los und zeigt, dass sie eine wahre Teufelinnengeigerin ist. Wobei sie sich gerade so weit von den finnischen Traditionen entfernt, dass die noch deutlich zu hören sind und zeigen, wie sehr sie in unseren Alltag 2022 gehören.

Päivi Hirvonen: Kallo, Nordic Notes, www.nordic-notes.de (GH)

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Aus Dänemark kommen Optur – Nordic Free Folk, drei Männer und eine Frau, die, so sieht das Cover aus, einen Höllenlärm machen, zum Glück aber nicht bei jedem Stück.

Sie sehen sich verwurzelt in den nordischen Musiktraditionen, und die hört man auch heraus, mal mehr, mal weniger. Free Folk eben.

Sie fangen gern mit einem Schottisch an und improvisieren dann drauflos, wobei sie manchmal doch viel freier vorgehen könnten, z.B. ist das skandinavische Einheitssaxophon manchmal doch gar vorhersagbar.

Manche Titel sagen, wo es hingeht - „Næsten Norsk“ ist wirklich „fast Norwegisch“, das echte Hardangergefühl ist heraus zu spüren. Bei der „Pip Polka“ muss es wild zugehen, das ist auch klar.

Manchmal singen sie ein paar Strophen, oder auch nur eine, manchmal reden sie so wild durcheinander, dass die Zuhörerin kein Wort verstehen kann (beim Stück „Nørre Smidstrup Hambo“, wo leider der Titel auch nicht zum Verständnis hilft),

kurzum, eine kurzweilige CD voller oft schöner Überraschungen. Optur – Nordic Free Folk, Go‘ Danish Folk Music,

www.gofolk.dk (GH)  

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Schon lange wollten Svend-Erik Pedersen und Per Fjord Lieder schreiben, die auf den dänischen und überhaupt den skandinavischen Traditionen fußen, und nun haben sie dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt und mit allerlei Gästen eine schöne CD aufgenommen. Regenwettertänze heißt sie, ist aber auch bei Schnee und Nebel gut zu hören. Untertitel: Lieder vom Selsø-Fjord, aber diese Lieder machen sich in jeglicher Umgebung. Es geht gleich los mit einem dänischen Lieblingsthema, dem Elfenhügel, „Elverhøj“, garniert mit feinster Geige von Svend-Erik Pedersen.

Später hören wir typisch nordischen Chorgesang aus dem Mittelalter, wie er auf den Färöern noch immer gepflegt wird (nur mit wenig mittelalterlichem Text), dann gibt es Sprechgesang, wie es sich gehört im Land von Benny Andersen, es gibt Country-Anklänge (die Infos auf der CD verraten leider nicht, welche der gastierenden Sängerinnen was singt), bei denen Dolly Parton Patin gestanden hat, es gibt hämmernden Rhythmus wie bei den Electric Folk-Band der siebziger Jahre.

Einfach schön und gut und überraschend. Regnvejrsdanser. Selsølåter. Sange fra Selsø Fjord.

GO‘ Danish Folk, www.gofolk.dk (GH)

heißt das Schwimmbad der norwegischen Gemeinde Froland, und damit könnte die Geschichte auch schon zu Hause sein.

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Elias Akselsen nimmt sich seit Jahren der Lieder und Überlieferung der norwegischen Reisenden an, sie nennen sich Tatere, und sie entsprechen den Travellers in Irland, auch was die Diskriminierung angeht, der diese Bevölkerungsgruppe noch immer ausgesetzt ist. Interessanterweise klingt ihr Gesangsstil bisweilen ähnlich, was einige Lieder auf der CD beweisen. Die Lieder auf dem Album stammen fast alle von Elias Akselsen, einige Male greift er auf traditionelle Melodien zurück.

Einige Male wird a-capella gesungen, zumeist von Elias Akselsen selbst. Dazu gibt es lange Balladen, die traditionell sein könnten, z.B. „Buro Bengen“, über den Jungen aus der sesshaften norwegischen Bevölkerung, der sich in ein Tatermädchen verliebt, was auf beiden Seiten als Tabubruch betrachtet wird. Allerlei Studiogäste haben an dieser CD mitgewirkt, besonders beeindruckend ist der Gesang von Anita Kleppe. Hinreißend auch die Geige von Ola Kvernberg und das Akkordeon von

Stian Carstensen. Elias Akselsen: Horta, Grappa, www.grappa.no (GH)

   
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