IRISCHES BUCH

Bei einem Titel wie „Trouble Songs. Music and Conflict in Northern Ireland“ denken die meisten von uns sicher an Lieder wie „The men behind the wire“ und „The town I loved so well“, und das ist natürlich auch nicht falsch, beide Lieder werden in diesem Buch erwähnt und in ihren historischen Zusammenhang gestellt. Der Belfaster Musikjournalist Stuart Baillie führt uns durch mehr als 60 Jahre nordirischer Musikgeschichte. Die Musik ist natürlich eng mit den historischen Ereignissen verbunden, und es zeigt sich eine klare Entwicklung. Zuerst, in der frühen Zeit der Bürgerrechtsbewegung, die allgemeines Stimmrecht und ein Ende der Diskriminierung aufgrund von Religion forderte, wurde „We shall overcome“ gesungen, später, als die Lage immer komplizierter wurde, als es Internierung gab statt Bürgerrechte, wurde auch die Musikszene immer bunter und unübersichtlicher. Wobei es, was viele nicht wissen, vor 1969 (als die britische Armee einrückte) in Belfast eine ungeheuer reiche Musik- und Clubszene gab. Die besondere Liebe des Autors gehört dem Punk, aber auch andere Musikrichtungen kommen zu ihrem Recht. Wir lesen von irischen Showbands, diesem Phänomen der 50er und 60er Jahre, von einer Kontroverse zwischen Christy Moore und Paul Brady, Tommy Makem spielt eine Rolle ebenso wie neue Sängerinnen wie Ursula Burns. Und, was hierzulande wenig bekannt ist, auch die Gegenseite hat und hatte ihre Musik, (also die, die die Situation vor 1969 wunderbar fanden, unbedingt beim UK bleiben wollten und alles Irische verabscheuten), und auch die lernen wir nun kennen, wobei die Grenzen immer wieder fließend waren, und das ist eine hochinteressante Lehre aus diesem hochinteressanten Buche. Stuart Baillie: Trouble Songs. Music and Conflict in Northern Ireland. 287 S. 14,99 £, Bloomfield, https://www.facebook.com/stuart.bailie.77 (GH)

   
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