Puzzles and Places (2014)
Indes es aus dem mächtigen Geäst des coverzierenden Baumes Einzelteile regnet, fügen sich diese zu einem großen Ganzen zusammen, so dass der Name des Albums, „Puzzles and Places“ optisch Gestalt gewinnt. Der namengebende Titel eröffnet den Zehntitler und entführt sogleich in die Klangwelten Myers. Getragen von gewichtigen Klavierakkorden, die in ihrer geringfügigen Modulation die Illusion einer Melodieführung offenbaren, gesellen sich Schlagzeug, Gitarre und hallbeladene Stimme in das klangliche Stelldichein.
„Waiting“, der Folgetitel, setzt diese musikalische Reise fort – in ein diffuses Gefühl von Fernweh, aufkeimender Lebensfreude und melancholischer Illusionen. Während also Piano und Drums ihr Miteinander fortsetzen, gewähren sie doch wohlfeile Pausen, in denen das ruhende Picking der stahlbesaiteten Gitarre die Stimme fortträgt, die zwischen leisem Säuseln und mächtigem Drängen ihres Daseins frönt. So erobert Myers die Ohren seines Publikums durch den von Erich-Emanuel Schmidt beschriebenen Enigma-Effekt die Gunst seines Publikums, denn gleichwohl ich seine Stücke zum ersten Mal gehört habe, konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, die Melodien schon gehört zu haben. Dabei sind seine Kompositionen jedoch alles andere als schlageresk, will sagen beliebig, sondern ebenso tiefgreifend wie wirkmächtig.
Im dritten Titel, „Birds“, erklingt zum ersten Mal eine Orgel, deren warmes und ebenso sparsames Vibrato vortrefflich die bewusst gebrechlich inszenierten Sangeszeilen säumt. Wiewohl nicht von thematisch-musikalischer Vielschichtigkeit die Rede sein kann, offenbart jeder Titel das Miteinander von Beständigkeit und Veränderung. „All The Lost Souls“ setzt dieses Potential erfolgreich fort und kultiviert die Kunst der leisen Töne, die sich immer wieder in ein leidenschaftliches Fortissimo aufschwingen in Potenz.
So sehnsüchtelt, verklärt und belebt sich das Album von und in jedem Titel neu. Hervorzuheben ist „Footsteps“, für das Myers die vokale Unterstützung von Marie Katzer gewinnen konnte. Insgesamt also ein Album, das allen Freunden leidenschaftlicher Musik ein wahrer Fundus detailverliebter Nuancen sein wird.
   
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