BÜCHER & HEFTE
Die Wahrheiten meiner Mutter
Autorin: Vigdis Hjorth
Dreißig Jahre ist es her, dass Johanna in ihrer Heimatstadt Oslo war. Damals hat sie, von einem Tag auf dem anderen, ihre Familie und ihre Ehe verlassen und mit Marc in Utah ein neues Leben begonnen. Dort, endlich frei, von den Erwartungen der Eltern, hat sie endlich ihren Traum gelebt und ist Malerin geworden. Zuerst gibt es noch einen losen Kontakt, doch der bricht irgendwann ab.
Nun ist Johanna wieder in Oslo und bereitet eine Ausstellung vor. Was 30 Jahre im Dunkeln lag kommt mit aller Macht zu Tage. Erinnerungen an die Kindheit. Der autoritäre Vater, die jüngere Schwester, bleiben merkwürdig blass neben der ambivalenten Mutter.
Johanna sehnt sich nach Klärung und traut sich schließlich ihre Mutter anzurufen, doch die weist den Anruf zurück. Besessen von den Wunsch nach Klärung beginnt Johanna ihre Mutter zu stalken. Ihre Gedanken drehen sich fast ausschließlich um den Wunsch, die Mutter noch einmal zu sehen, Erinnerungen aus der Kindheit auf ihren Wahrheitsgehalt hin zu überprüfen. Im Grunde geht es darum Antworten auf Fragen wie: Hast du mich eigentlich geliebt? Warum warst du nicht für mich, als ich versuchte, meinen Weg zu finden? Warum hast du nie darüber gesprochen, was dir auf der Seele lastet?, zu finden. Doch Mutter schweigt.
Vigdis Hjorth hat Johannas Geschichte im Bewusstseinsstrom geschrieben. Manchmal folgt der Leser, die Leserin, Johannas Erinnerungen und Gedanken über Seiten hinweg, manchmal stehen gerade zwei Zeilen auf einer Seite und jedes Wort sitzt. Spannender als jeder Krimi!
Autorin: Vigdis Hjorth
Übersetzerin: Gabriele Haefs
Verlag: S. Fischer
ISBN: 978-3-10-397512-3
24,00 €
(Kabra)
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DAS UKULELE DING mit 200 Liedern & Songs. Englische und deutsche Lieder & Schlager & Evergreens mit Ukulelegriffen und Texten, dazu dann mal ein spanisches und ein kölsches LIed. Die Melodien werden sind den Spielern bekannt oder werden nach dem Internet eingeübt.
Es ist gemacht nach dem bewährten Vorbild vom Kultliederbuch "Das Ding".Jeder kann ein von ihm gewünschtes Lied leicht als Begleitung zum Gesang mit der Ukulele spielen.
Es sind Lieder von Presley, John Denver, Bruce Springsteen, Bob Dylan, Deep Purple, Simon & Garfunkel, den Beatles, den Beach-Boys, Marius Müller-Westernhagen, Harry Belafonte, Neil Diamond, Spider Murphy Gang, Cat Stevens, den Ärzten, Abba, ACDC, Nena, Pink Floyd, Reinhard Mey und vielen anderen.
Damit sind viele gute und auch kritische Texte dabei. (Deutsche Übersetzungen sind ebenso meist im Internet zu finden)
So kann sich jeder Ukulelespieler, der gern singt, ein Repertoire erspielen, mit Liedern, die weit bekannt sind.
Das ist ein Ansatz, der bei den meisten Lehrbüchern und gerade Ukulelebüchern nicht so griffig gebracht wird.
Deshalb ist neben dem "Ding" das "Ukulele Ding" besonders zu empfehlen für die, die Schlager lieben. h
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Die Unwürdigen
Autor: Roy Jacobsen
Roy Jacobsen führt uns nach Oslo, zur Zeit der deutschen Besatzung Norwegens. Es ist nicht das Oslo des Wohlstands. Carl, Mona, Olav und die anderen Jugendlichen leben mit ihren Eltern in einer Wohnsiedlung am Rande der Stadt. Keiner ist reich, nicht einmal wohlhabend, und unter dem Regime der Besatzer ist es noch schlimmer, als in Friedenszeiten. Zur Schule gehen Carl und seine Freunde und Freundinnen nur sehr sporadisch, sie sind zu sehr damit beschäftigt mit Diebstahl, Betrug und Schwarzmarktgeschäften ihre Familien zu unterstützen. Und da die Zeiten nun mal schlecht sind, und die Erwachsenen oft genug nicht wissen, wie sie alle satt bekommen sollen, fragen sie auch nicht, woher die Kinder das Geld haben, da sie Muttern so zustecken.
Roy Jacobsen hat mit „Die Unwürdigen“ ein sehr ungewöhnliches Buch über diese Zeit geschrieben. Denn seine Protagonisten sind die Beraubten. Die, denen man ihre Kindheit genommen hat. Ansonsten sind alle da, die Unterdrücker, Ja-Sager, die sich Beuger, die Widerständler und die Denunzianten. Es ist ein sehr besonderes Buch, das ich nur empfehlen kann.
Autor: Roy Jacobsen
Übersetzer:innen: Andreas Brunstermann & Gabriele Haefs
C. H. Beck Verlag
ISBN 978-3-406-80691-9
Preis: 26,00 €
(Kabra)
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Hörbuch: Das Schweigen in mir - von Layla AlAmmar
Eigentlich kein Buch für das FM, aber nun wurde es zur Rezension geschickt, und da soll es auch erwähnt werden.
Und empfohlen!
Es ist das Hörbuch zu dem Roman Das Schweigen in mir, übersetzt von Yasemin Dinçer.
Der Roman erzählt die Geschichte einer syrischen Journalistin, die vor dem Krieg nach Europa geflohen ist. Sie will eigentlich nur ihre Ruhe haben, am Fenster sitzen, das Leben der anderen beobachten und versuchen, mit ihren Kriegserlebnissen zurande zu kommen. Aber es kann die Beste nicht in Frieden leben, wir wissen das ja. Rassistische Übergriffe und fremdenfeindliche Aktionen zwingen sie schließlich dazu, ihre Stimme zu erheben. Und das tut sie, nachdrücklich, aber voller Poesie und mit bildreicher Sprache.
Vorgelesen wird der Roman von Katja Donowski. Layla AlAmmar: Das Schweigen in mir, GoyaLit, aus dem Haus Jumbo, www.jumbo-medien.de (GH)
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Zwölf Wörter von Oskar Maier
Autor: Levi Henriksen
Der Sänger, Levi Henriksen, macht einen Zwischenstopp in seiner Heimatstadt Kongsvinger. Er will nach Schweden und dort in Ruhe sein neues Album, von dem er meint es wäre sein letztes, zu schreiben. Einen Tag vor der Abreise klingelt das Telefon und eine Frau, dem Klang nach Deutsche, erzählt ihm, dass ihr Vater und seine Mutter einmal ineinander verliebt waren und dass sie gerne das Grab seiner Mutter besuchen würde. Ihr Vater, jener Oskar Maier aus dem Titel, hatte immer wieder behauptet, nur durch sie hätte er Krieg und Gefangenschaft überstanden. Der Sänger zögert, doch letztlich stimmt er zu. Bei dem Treffen erhält er neben einer Rose mit einem seltsamen Namen, einige Briefe, die seine Mutter, Tea, an Oskar geschrieben hat und Fotos aus dieser Zeit. Sie hatten sich vor dem Krieg kennengelernt und wurden durch den Krieg getrennt. Mit dem Lesen der Briefe öffnet sich ein anderer Blick auf die Mutter und bringt so einiges, was er als sicher glaubte, ins Wanken.
Dieses, nicht einmal besonders dicke Buch, vereint so viele Themen in sich. Erste Liebe, der Zufall der eigenen Existenz, die Schrecken des Krieges, wie zuverlässlich sind unsere Erinnerungen, wie mutig wäre man in der Besatzungszeit gewesen? Levi Henriksen weiß, wie kaum ein Zweiter, all diese Themen mit Leichtigkeit zu verbinden.
Unbedingte Leseempfehlung!
Autor: Levi Henriksen
Übersetzerin: Gabriele Haefs
Nachdichtung der Liedtexte: Peter Braukmann
Alfred Kröner Verlag
ISBN 978-3-520-62801-5
Preis: 25,00 €
(Kabra)
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Buch übers Wasser
Das Wasser wurde und wird viel besungen und nimmt in den Liedern vielerlei Gestalt an, Wasser ist zum Waschen da, man kann es sogar trinken., auch zum Zähneputzen kann man es benutzen … Noch, da wir ja gerade munter dabei sind, dieses unersetzliche Elixier zu immer zu versauen. Kein Wunder also, dass wir jetzt ein wunderbares Buch zum Thema haben.45 in der GEDOK (Gemeinschaft der Künstlerinnen und Kunstfördernden) engagierte Autorinnen stellen in diesem Band Texte zum Thema Wasser vor. Und wie immer bei solchen Sammlungen wechselt die Reaktion der Leserin zwischen „wunderbar, von dieser Autorin will ich gleich viel mehr lesen“ und „grauenhaft banale Bilder, konnten die wirklich nichts Erträglicheres finden?“, wobei die erste Reaktion absolut überwiegt. Wir finden Vielzahl von Texttypen vertreten, Gedichte, mit und ohne Reime, essayhafte Überlegungen, humoristische Geschichten, eine Kriminalerzählung, ein moderner Schimmelreiter (ohne Schimmel), um nur einige Rosinen herauszupicken. Das Wasser erscheint als Bedrohung, als Wohltat, als Hilfe, als Möglichkeit, als Wohnraum. Wir finden Texte über Meere, Seen, Flüsse, Nebel (wobei der Rhein absolut mit Erwähnungen an der Spitze liegt, während keine die Weser bedichtet), über Wasser in Flaschen und als Tropfen, und natürlich über Wasser als Regen. Interessant, wie alte Mythen fortleben, Undine ist gleich mehrmals da, seltsamerweise tauchen die zwei Königskinder, bei denen das Wasser viel zu tief war, nur einmal auf. Die Geräusche des Wassers inspirieren immer wieder Komponist:innen, und deren Werke nun wieder die Dichterinnen; Debussys „La Mer“, bei dem er die Menschen sozusagen aus dem Klangbild verbannt hatte, wird von Marion Hinz zu den Menschen zurückgeholt: „die uralte Mär vom friedlichen Meer“. Kompositionen von Hanns Eisler werden bedichtet, und sogar die Antike ist vertreten. Hier die ersten beiden Zeilen aus meinem Lieblingsgedicht, das, wie viele andere in diesem wunderbaren Buch, nach einer Vertonung geradezu schreit: „Wir sind die Kinder des Glücks, wir leben am Ufer des Styx.“ (Sibylle Hoffmann). Es sind Texte zum Hineinversenken, zum Träumen, zum Weiterdichten und manchmal auch zum Ärgern. Eine perfekte Mischung!
GEDOK (Hrsg.): Wir sprechen vom Wasser. Gedichte und Geschichten. Projekt Verlag, Bochum/Freiburg, ISBN 978-3-89733 – 575 -2, 18,50. (GH)
GEDOK (Hrsg.): Wir sprechen vom Wasser. Gedichte und Geschichten. Projekt Verlag, Bochum/Freiburg, ISBN 978-3-89733 – 575 -2, 18,50
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Buch mit FM-Bezug
Wobei der Bezug persönlich ist, nicht inhaltlich. Karin Braun ist ja als Rezensentin bekannt, aber das ist eine Nebenbeschäftigung. Vor allem schreibt sie, und sozusagen im Vorfeld des von der Fangemeinde schon sehnsüchtig erwarteten Romans „Tore“ hat sie einen kleinen Band mit Erzählungen veröffentlicht.
Der Titel klingt dramatisch: „Finale Lebensfragen“, aber es geht nicht immer dramatisch zu in den Geschichten. Wenngleich, Titel wie „Lakritz“ oder „Piratenliebe“ zeigen doch, wo es lang geht.
Bei einigen Geschichten gibt es ein wunderbares Wiedersehen, wie in der Punkstory „Die kotzenden Kobolde“, andere sind den meisten von uns wohl neu, wie „Das Weihnachtskind“.
Stichwort. Nur noch knapp über drei Monate bis zum Fest, also schon mal Geschenke horten. Dieses Buch ist dafür ideal.
Karin Braun: Finale Lebensfragen, Tredition, 100 S., 9,50 (GH)
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Sápmi, genauer gesagt, der Teil, der zum Königreich Schweden gehört. Die neunjährige Elsa wird Zeugin, wie ein Schwede ihr geliebtes Rentierkalb umbringt – und er bedroht sie dann auch gleich: „Wenn du mich verrätst, bring ich dich und deine Familie um.“ Elsa verrät ihn nicht, hat aber fast zwei Jahrzehnte mit diesem Erlebnis zu kämpfen. Es ist kein Einzelfall, nur werden meistens die Täter nicht ermittelt, die Polizei findet Rentierwilderei nicht wichtig, zu viele Polizisten kommen selbst aus der Gegend und verachten die „Lappen“, wie manche immer noch ganz offen sagen. Erst ein junger Kommissar aus dem Süden sieht das anders … Die Sami im Buch kämpfen vor dem Hintergrund von heraufziehender Klimakatastrophe, der jetzt wieder forcierten Suche nach Bodenschätzen auf Rentiergrund und schwedischem Rassismus um ihre Existenz, doch die samische Autorin Ann-Helén Lästadius zeichnet durchaus kein idyllisches Bild ihrer Landsleute: Die Vorstellung, im Grunde etwas Besseres zu ein als die schwedische Bevölkerung der Gegend prägt ihr Verhalten, wer in eine samische Sippe einheiratet, wird immer „fremd“ bleiben, egal wie sehr sie sich integrieren (Beispiel: Elsas Mutter), und die Rollenvorstellungen scheinen aus Stein gemeißelt.
Nur Jungen können die Rentierherde der Eltern übernehmen und bei den Entscheidungen des samischen Dorfrates mit abstimmen, und die vielfach pietistisch geprägten Kirchengemeinden wollen keine weiblichen Geistlichen.
Doch es gibt Ausnahmen: eine junge Pastorin, die eine Pfarrstelle erhält und eine im Buch wichtige Beerdigung leitet, und Elsa eben. Elsa, die schon mit neun weiß, dass sie später Rentierhalterin werden wird, die immer wieder eine Joik anstimmt (denn es wird gejoikt in diesem Buch), und die am Ende dem Wilderer in einem absolut überraschenden Showdown gegenübertritt. – Der Spätwinter 2023 ist der perfekte Zeitpunkt, um diesen aufregenden Roman zu lesen. In Norwegen werden demonstrierende Sami von der Polizei weggeschleift, obwohl das norwegische höchste Gericht ihnen recht gegeben hat. Die norwegische Regierung schickt die Polizei, und in den sozialen Medien häufen sich die hasserfüllten rassistischen Kommentare.
Ann-Helén Lästadius: Das Leuchten der Rentiere, Hoffmann & Campe, 447 S, 25,--, übersetzt von Maike Barth und Dagmar Mißfeldt, https://hoffmann-und-campe.de/products/58454-das-leuchten-der-rentiere (GH)
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Norwegische Sagenwelt
Eine Gruppe von Menschen wartet auf das Morgengrauen, und um die Nacht herumzubringen, erzählen sie reihum Geschichten – eine „Urszene der Literatur“, wie die Herausgeberin und Übersetzerin Dörte Giebel in ihrem Nachwort schreibt.
Wir kennen die Szene aus Wilhelm Hauffs „Wirtshaus im Spessart“. Ganz so dramatisch geht es in diesem Buch allerdings nicht zu. Schauplatz ist Nordnorwegen vor etwa hundertfünfzig Jahren. Die besagten Menschen machen sich auf, um Angelikawurz zu sammeln, ein Kraut, das als Gewürz, Leckerei und Arznei hoch im Kurs steht (und übrigens auch als Tabakersatz, wie ein alter Mann kichernd bemerkt).
Ehe sie sich am Lagerfeuer niederlassen, sehen sie in der Ferne einige winzige Torfhütten, und auf die Frage: „Wer wohnt da eigentlich?“, kann jemand antworten: „Der Bären-Jørn“.
Nun ist klar, dass erzählt werden muss, wie Jørn zu diesem Beinamen kam, und so gibt ein Wort das andere, die Erzählungen werden immer phantastischer, es wimmelt nur so von Wiedergängern, Zauberkünsten und Unterirdischen, bei denen man nie weiß, ob sie den Menschen Gutes oder Böses wollen, die Menschen aber zu gern mit süßer Musik in ihre Berge locken, was zu der Frage führt, ob sich Trolle und andere Unterirdische für technische Neuerungen interessieren und demnächst in Motorbooten auf dem Fjord ihr Unwesen treiben werden.
Verstorbene Bräutigame rächen sich, wenn die Braut keine ewige Treue hält, und verschollene Fischer ersinnen noch im Tod Möglichkeiten, um gefunden zu werden, da sie doch in geweihter Erde bestattet werden wollen. Die Toten können sich aber auch irren und aus Versehen den Falschen verfolgen - das Leben im Diesseits wie im Jenseits ist voller Unwägbarkeiten, und wer gute Unterhaltung sucht, oder Stoff, um selbst mal wieder eine Ballade zu dichten, ist mit diesem Buch perfekt bedient.
Die norwegische Autorin Regine Normann (1867 – 1931) ist in ihrer Heimat eine von den Großen, hierzulande aber muss sie noch entdeckt werden. Dieser kleine Band mit phantastischen Erzählungen könnte und sollte ihr dabei helfen. Das „Kabinett der phantastischen Geschichten“ des Verlag JMB ist übrigens eine Fundgrube gerade für Autorinnen, die dringend (wieder)entdeckt werden sollten.
Regine Normann: Die Angelika-Wanderung, Sagen und Erzählungen, Broschur, jmb-Verlag, , 80 S., 9 €, übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Dörte Giebel
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Wenn ein Buch vom Pendragon Verlag kommt, denken wir natürlich sofort: Krimi! Es gibt natürlich auch die alte Devise: Wenn gemordet wird, ist es ein Krimi. In diesem Buch wird gewaltig gemordet, also soll es bei der Devise bleiben. Man kann es durchaus als Krimi lesen, bis zur total überraschenden Auflösung am Ende. Es geht um den Beruf des Henkers, der, zumindest in der Theorie, wichtig und sogar human ist, befreit er die Volksgemeinschaft doch von Schädlingen und sorgt für die Sicherheit dem betreffenden Staat anvertrauten Menschen. So die Theorie – und wie leicht es ist, diesen grausamen Unsinn jungen Menschen einzureden, zeigt das Buch an zwei Beispielen, Nazideutschland und DDR.
So ganz wohl ist weder dem Staat noch dem Henker bei diesen Argumenten, oder warum ist der Beruf des Henkers nicht angesehen und geehrt, warum werden die Hinrichtungen mitten in der Nacht ausgeführt, warum wird den Angehörigen mitgeteilt, XY sei leider in der Haft an einem Herzversagen gestorben? Die beiden Männer, an deren Beispiel die Geschichte erzählt wird, haben nur selten Zeit, sich mit solchen Gedanken zu beschäftigen, im Grunde wollen sie das auch nicht, zu sehr verlangt das übrige Leben – und das Überleben! – von ihnen Kraft und Aufmerksamkeit.
Spannende Geschichte also, mit starken Milieuschilderungen aus Berlin und zwischen 1930 und 1970 – und einem kleinen Abstecher in den Spanischen Bürgerkrieg, wo der dritte Henker im Buch zeigt, was sich wirklich hinter dem Gerede von „human“ und „Sicherheit für die Volksgemeinschaft“ verbirgt. Musik gibt es übrigens auch, nämlich das Werk des Komponisten Ottmar Gerster, mit dem die Beschäftigung durchaus lohnt (Spoiler: keine unbedingt angenehme Bekanntschaft). Rainer Wittkamp: Mit aller Macht, Pendragon Verlag, 247 S, 18,--, www.pendragon.de GH)
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Buch mit Musik
Die Edition Nautilus ist seit Jahrzehnten einer der absolut interessantesten deutschsprachigen Verlage, und nun hat eine der Verlagsgründerinnen ein Buch über dessen Geschichte geschrieben. Hochinteressant, nicht streng chronologisch, sondern eher assoziativ und mit vielen Zeitsprüngen (das ist wunderbar, um in stressigen Zeiten immer nur ein Stück zu lesen, man verliert doch nie den Faden), so schildert sie mehr als vier Jahrzehnte Verlegerei. In die sie, mit ihren Verlagsgenossen Lutz Schulenberg und Pierre Galissaires – beide inzwischen verstorben und sehr vermisst – eher durch Zufall geraten sind. „Denn eigentlich sollte die Revolution gemacht werden und nicht Lektorat“, wie es hinten auf dem Buch steht. Aus der Revolution wurde bisher nichts, dafür sind viele, viele Bücher erschienen (eine Liste ist hinten im Buch vorhanden).
„Arbeitet nie!“, diese Losung der frühen Situationisten machten sie sich zu eigen, indem sie so ungefähr rund um die Uhr schufteten, um diese Bücher herzustellen. Es begann damit (noch ein Zitat): „die zwölf Ausgaben der Situationistischen Internationale aus dem Französischen zu übersetzen, zu publizieren und darüber zu debattieren, zu streiten, uns begeistern zu lassen“. Wie es weiterging, lest selbst.
Es ist nicht nur Idylle und Solidarität, was Hanna Mittelstädt da schildert, das Mackertum in dieser Szene wird gestreift, wir sehen aber auch Berührungen mit Bewegungen, die die Geschichte der letzten Jahrzehnte geprägt haben, Frauenbewegung, Schwulenbewegung, Anti-AKW und und und, und ab ca. 1990 machen sich solche Berührungen auch im Verlagsprogramm bemerkbar.
Für das FM ist natürlich wichtig, wie viel Musik in Nautilus-Zusammenhängen vorkommt.
Franz Dobler hat dort publiziert, es gab Bücher von Charlie Mingus und Billie Holiday, oder Astrid Schmedas wegweisende Biographie über die uns hier vor allem als Liederschreiberin bekannte Komponistin Fannie Mendelssohn.
Und dass Hanna Mittelstädt sich bei Lesungen gern von dem phantastischen Gitarristen HF Coltello begleiten lässt, sagt doch auch schon genug!
Hanna Mittelstädt: Arbeitet nie! Die Erfindung eines anderen Lebens, Edition Nautilus, 346 S, 28,-- www-edition-nautilus.de (GH)
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Doppelbock
590 Seiten mit Liedern = € 10 - Wo gibt es so etwas? www.bockbuecher.de
Es ist ein bündisches Liederbuch mit vielen, vielen neuen Liedern. Die Zahl der Liedermacher, der Liedpoeten, ist in den Bünden gestiegen. Meist abgekoppelt von den Schlagern erlebt "das bündische Lied" einen phönixhaften Aufstieg der bündischen Subkultur. Von den Medien meist verborgen entstehen hier Lieder aus Gruppen, von Fahrten, aus dem Leben, die teils akustische und textliche Leckerbissen sind und inhaltlich viele Schlager in den Schatten stellen. Dazu sogar noch sind die meisten der Lieder gemeinsam zu singen. Bündische Sänger sind oft poesieverliebt und sprachkompetent. Sie wissen, was sie singen. Und sie finden im Doppelbock Lieder, die sie mögen.
Schade, dass Schüler in Schulen von diesen Liedern meist nicht erfahren. Schade, auch, dass es bei der Lehrer-, der Pädagogenschulung noch keine kompetenten Gremien gibt, die jährlich die schönsten entstandenen Lieder deutscher Sprache wählt, und die besten auf Dauer in die Schulbücher bringt. In den Bünden und so auch bei den Machern des Doppelbocks, die im Hintergrund bleiben und z Z nicht genannt werden wollen, gibt es kompetente Leute, die recht gut wissen, was gute Lieder sind und wie sie von schlechten zu unterscheiden sind.
Gut, es könnten mehr Lieder in anderen Sprachen dabei sein. Aber deutsche Lieder zu besonderen Gelegenheit gib t es doch zu wenig? Unsere Zuwanderer im Land haben es dringend nötig, deutsch und auch deutsche Lieder zu lernen, aktzeptfrei sprechen zu lernen, um nicht lebenslang diskriminiert zu werden. Ein paar ausländische Jugendliche gibt es ja bei Pfadfindern und im Wandervogel. Aber die Schulbehörden haben den Dreh mit der Sprache, mit den Liedern, mit den Gedichten nicht so klar für sich gepachtet. Vielleicht gibt es ja Ausnahmen?
Wenn ich unter den Liedern des Doppelbocks ein paar meiner Lieblingslieder finde, die wir im Wandervogel teils auch singen, dann zähle ich hier mal einige auf, auch welchen von Liedermachern der Folkszene: Herbstlied von Eckhard Wenzel - Feinslieb nun ist das Blättgerbraun... / Hannes Wader - Gut wieder hier zu sein - Nun Freunde, lasst es mich einmal sagen / Norwegisch/schwedisches Volkslied - Wer kann segeln ohne Wind? / Lluis Lach + Oss Kröher - Der Pfahl - Katalanische Freiheitslied - Sonnig begann es zu tagen / Fredrik Vahle - Schlaflied für Anne - Schlaf Anne, schlaf nur ein / Französische Trinklied Tourdion - Quand je bois du vin clairet / Mündliche überliefert: Bürgerlied - Ob wir rote gelbe Kragen / plauder - Jörg Seyffarth - Zugvogel - Santiano - Noch liegt sie ruhig am Hafenkai / Markus Pylik- Irische Segenswünsche - Möge die Straße uns zusammenführen / Jochen Wiegand - Meine Heimat ist der Norden / Mazedonisches Volkstanzlied - Makedonsko devoijce (Wird im Donnerstags-Wandervogel-Tanzkreis gern im 7/8 Takt getanzt), Theodor Kramer / Thomas Fritz - Beim Stromwirt - Lass, Liebste von Neuem dir füllen das Glas / Francois Villon / pitter - Peter Rohland Schwäbische Jungenschaft - Ballade vom roten Haar - Im Sommer war das Gras so tief. -
Die Aufzählung soll erstmal reichen. Ich habe ja über hundert Lieblingslieder. Und da ich selbst Lieder mache bin ich viel mit Liedern beschäftigt. Meine beiden Liederbücher kennen die Liedjuroren des Doppelbock nicht. Ich habe die Lieder über Jahrzehnte nicht veröffentlich und nur im Wandervogel, in der Familien und im Freundeskreis gesungen, bis auf ein paar, die im Turm stehen oder auf Schallplatten der Elbraben gekommen sind.
Der kritische Leser wird feststellen, dass in meiner Aufzählung die neueren Lieder zumeist fehlen. Es sind noch viel mehr Lieder im Doppelbock, die ich mir genau anschaue und einige davon für mein Singen auswählen werde. Ich freue mich schon darauf.
Was mir fehlt und ich vorschlagen möchte, sind Workshops aus dem Doppelbock. Vielleicht habt Ihr Lust, auch einige male hier auf dem Rabenhof in Lüttenmark bei Hamburg Liederworkshops anzubieten. Hier gibt es Quartier, Heizung, viele Räume in schöner Umgebung, leicht von Hamburg aus für Wochenenden zu erreichen. Adresse und Kontakt im Impressum von www.folkmagazin.de
Dass ich mich über den Doppelbock sehr freue, hat der werte Leser schon herausgelesen. Mal sehen, wenn ich noch mehr für mich wichtige Lieder darin entdecke, wird er mein ständiger Begleiter. hedo holland
***** Das Buch bekommt schon jetzt Sterne von der Wandervogelredaktion, von der Folkmagazin-Redaktion und von mir.
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De Drachtenlüüd
Schleswig-Holsteinischer Heimatbund SHHB
Zeitschrift A5 mehrmals im Jahr
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Traditionelles Feiern um den Maibaum
Stärkung der Gemeinschaft
Bedeutung und Symbole am Maibaum
Wenn die Mutter mit der Tochter Tracht trägt
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Grömitz feierte ein Mitmachtanzfest
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Buch über vergessene Schriftstellerinnen.
Wobei das „vergessen“ mit Vorsicht zu behandeln ist, Clara Viebig, Maxie Wander?
Es gäbe wirklich viel „vergessenere“ Beispiele, denken wir nur an Nally Lambrecht oder Henriette Brey. Wobei man es nie allen rechtmachen kann, und ein Buch, in dem so viele vorgestellt werden, notwendigerweise teilweise oberflächlich bleiben muss.
Noch mal Clara Viebig: Das Standardwerk über diese Autorin, von Regina Maria Neft, „Clara Viebigs Eifelwerke“ wird nicht erwähnt, wohl aber das Buch über Clara Viebig und ihren Mann Friedrich Cohn von Carola Stern.
Carola Stern war während der Arbeit an dem Buch verstorben, es wurde offenbar in aller Eile von einer Journalistin zu Ende geschrieben, die offenbar wenig Zeit oder Interesse am Thema hatte und eine Menge Fehlinformationen bringt. Aber wie gesagt, sicher lassen sich solche Oberflächlichkeiten in einem solchen Buch nicht vermeiden, und es gibt eine Menge zu entdecken.
Viele Autorinnen z.B,, die Gedichte oder Lieder geschrieben haben, es geht los mit Anna Luisa Karsch (unvergesslich ist Christof Stählins Vertonung ihres „An den Domherren zu Rochow“).
Lieder geschrieben hat Caroline Muhr, u. a. wurden sie von den Bonner Blaustrümpfen gesungen. Gedichte, die nach Vertonung geradezu verlangen, stammen z. B. von Margarete Beutler, Alma Johanna Koenig, Selma Merbaum und Lilli Recht. Wurden Gedichte vertont, ist jeweils angegeben, wo man Tonbeispiele hören kann, in einigen Fällen sogar, wo die Noten zu beziehen sind.
Allein das macht dieses Buch zu einer wahren Fundgrube für Menschen auf Suche nach Liedern (und wer einfach nur Romane lesen will, wird erst recht fündig).
Iris Schürmann-Mock: „Ich finde es unanständig, vorsichtig zu leben.“ Auf den Spuren vergessener Schriftstellerinnen. AvivA Verlag, 276 S. 22,--, www.aviva-verlag.de (GH)
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Der Sessiontrainer
Unglaublich praktisch,
Eine Anleitung fürs gemeinsame Jammen, ür Sessions, für Mucken.
Blues, Jazz, Soul & More..
Incl. MP3-Files fürs Downloaden
Oliver Kraus
Spontan arrangieren, sofortige einfache Bluesbegleitung mit den wichtigsten Fingersätzen, Achteltriolen, Solobegleitungen Abwechsel, Solieren – Dann YouTube-Session mit Eric Clapton und schwierigeren Griffen und Jazzstandard-Style, Auf dem Trainingsplatz dann: Rhythmisch und tonal variieren, Licks und dann spezieller. Wenn Du das durcharbeitest, dann geht es ran ans Bluesen, ans Jazzen und sogar Lieder, Folkmusik kannst Du untermalen. Ein Workshop, ein Arbeitsheft für Leutchen, die wirklich einen Crash für ihre eigene Musik brauchen und wollen.
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