BÜCHER & HEFTE
Sápmi, genauer gesagt, der Teil, der zum Königreich Schweden gehört. Die neunjährige Elsa wird Zeugin, wie ein Schwede ihr geliebtes Rentierkalb umbringt – und er bedroht sie dann auch gleich: „Wenn du mich verrätst, bring ich dich und deine Familie um.“ Elsa verrät ihn nicht, hat aber fast zwei Jahrzehnte mit diesem Erlebnis zu kämpfen. Es ist kein Einzelfall, nur werden meistens die Täter nicht ermittelt, die Polizei findet Rentierwilderei nicht wichtig, zu viele Polizisten kommen selbst aus der Gegend und verachten die „Lappen“, wie manche immer noch ganz offen sagen. Erst ein junger Kommissar aus dem Süden sieht das anders … Die Sami im Buch kämpfen vor dem Hintergrund von heraufziehender Klimakatastrophe, der jetzt wieder forcierten Suche nach Bodenschätzen auf Rentiergrund und schwedischem Rassismus um ihre Existenz, doch die samische Autorin Ann-Helén Lästadius zeichnet durchaus kein idyllisches Bild ihrer Landsleute: Die Vorstellung, im Grunde etwas Besseres zu ein als die schwedische Bevölkerung der Gegend prägt ihr Verhalten, wer in eine samische Sippe einheiratet, wird immer „fremd“ bleiben, egal wie sehr sie sich integrieren (Beispiel: Elsas Mutter), und die Rollenvorstellungen scheinen aus Stein gemeißelt.
Nur Jungen können die Rentierherde der Eltern übernehmen und bei den Entscheidungen des samischen Dorfrates mit abstimmen, und die vielfach pietistisch geprägten Kirchengemeinden wollen keine weiblichen Geistlichen.
Doch es gibt Ausnahmen: eine junge Pastorin, die eine Pfarrstelle erhält und eine im Buch wichtige Beerdigung leitet, und Elsa eben. Elsa, die schon mit neun weiß, dass sie später Rentierhalterin werden wird, die immer wieder eine Joik anstimmt (denn es wird gejoikt in diesem Buch), und die am Ende dem Wilderer in einem absolut überraschenden Showdown gegenübertritt. – Der Spätwinter 2023 ist der perfekte Zeitpunkt, um diesen aufregenden Roman zu lesen. In Norwegen werden demonstrierende Sami von der Polizei weggeschleift, obwohl das norwegische höchste Gericht ihnen recht gegeben hat. Die norwegische Regierung schickt die Polizei, und in den sozialen Medien häufen sich die hasserfüllten rassistischen Kommentare.
Ann-Helén Lästadius: Das Leuchten der Rentiere, Hoffmann & Campe, 447 S, 25,--, übersetzt von Maike Barth und Dagmar Mißfeldt, https://hoffmann-und-campe.de/products/58454-das-leuchten-der-rentiere (GH)
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. ***** 5 FM-Sterne
Das große Weihnachtskonzert für die ganze Familie Marko Simsa und Gisela Dürr Jumbo Buch mit CD & Download. Es ist ein Buch zum Hören, zum Lesen, zu Vorlesen, zum Musizieren und Singen für alle.
Mit dabei die schöne Geschichte von Rudolf, dem Rentier mit der roten Nase und natürlich dem Lied. Und dann auch die Geschichte vom kleinen Trommler. Dann der Weihnachts-Rocknroll zum Tanzen und singen. Dann ein herrlich polnisches Weihnachtslied "Es kamen die Hirten nach Bethlehem", Leise rieselt der Schnee - Ach wenn es doch so wäre - so weiter dazu gehören. Die Geschichte zur heiligen Nacht gehört auf jeden Fall dazu. Maco Simsa legt sein Lied vom Weihnachtswundertraum als Extrablatt dazu.
Es ist ein Buch für alle zum Mitmachen. Mitmachen fördern der Jumbo-Verlag und das Folkmagazin. Es ist der Grundgedanke für Mitmachkultur, die jede musikalische Familie gebrauchen kann und auch jeder Einzelne, der andere einladen möchte, jeder Folkclub, jedes Folkfest und Stadtteil- und Familienkultur.
Mitmachkultur ist das Sammeln und Präsentieren von Anregungen, Anstößen, Neubedenken, Neutexten und Neukomponieren von Liedern, Musiken, Tänzen, Geschichten, Brauchtum und Ritualien - auch im Zusammenwirken mit alten bewährten, überlieferten Bausteinen - für Jahreszeitenfeste, Geburtstage, sonstige Festanlässe, Morgensingen, Lieder zum Lagerfeuer und für die Festtafeln, den täglichen freudebringenden kulturellen Bedarf. h
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Wenn ein Buch vom Pendragon Verlag kommt, denken wir natürlich sofort: Krimi! Es gibt natürlich auch die alte Devise: Wenn gemordet wird, ist es ein Krimi. In diesem Buch wird gewaltig gemordet, also soll es bei der Devise bleiben. Man kann es durchaus als Krimi lesen, bis zur total überraschenden Auflösung am Ende. Es geht um den Beruf des Henkers, der, zumindest in der Theorie, wichtig und sogar human ist, befreit er die Volksgemeinschaft doch von Schädlingen und sorgt für die Sicherheit dem betreffenden Staat anvertrauten Menschen. So die Theorie – und wie leicht es ist, diesen grausamen Unsinn jungen Menschen einzureden, zeigt das Buch an zwei Beispielen, Nazideutschland und DDR.
So ganz wohl ist weder dem Staat noch dem Henker bei diesen Argumenten, oder warum ist der Beruf des Henkers nicht angesehen und geehrt, warum werden die Hinrichtungen mitten in der Nacht ausgeführt, warum wird den Angehörigen mitgeteilt, XY sei leider in der Haft an einem Herzversagen gestorben? Die beiden Männer, an deren Beispiel die Geschichte erzählt wird, haben nur selten Zeit, sich mit solchen Gedanken zu beschäftigen, im Grunde wollen sie das auch nicht, zu sehr verlangt das übrige Leben – und das Überleben! – von ihnen Kraft und Aufmerksamkeit.
Spannende Geschichte also, mit starken Milieuschilderungen aus Berlin und zwischen 1930 und 1970 – und einem kleinen Abstecher in den Spanischen Bürgerkrieg, wo der dritte Henker im Buch zeigt, was sich wirklich hinter dem Gerede von „human“ und „Sicherheit für die Volksgemeinschaft“ verbirgt. Musik gibt es übrigens auch, nämlich das Werk des Komponisten Ottmar Gerster, mit dem die Beschäftigung durchaus lohnt (Spoiler: keine unbedingt angenehme Bekanntschaft). Rainer Wittkamp: Mit aller Macht, Pendragon Verlag, 247 S, 18,--, www.pendragon.de GH)
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Malen macht glücklich
Ein buch, das mich inspiriert, gleich zu malen.
Meine Hemmschwelle, ist durch dieses Buch wesentlich gesenkt worden. Ich hatte Bremsklötze und dachte, vieles könne ich nicht. Die Impulse von Terry Runyan helfen mir dabei.
Ganz einfach wird mit Stift und Wasserfarben gemacht.
Hintergründe, nass auf trocken, Teile malen ausschneiden und puzzeln, Farbharmonie - einfach locker und lustig. Ich glaube, ich kann meine Bremsklötze vergessen. Einfach toll.
Ganz einfach Haustiere, Blumen, Vögel, Schiffe, Häuser, Bäume und vieles mehr.
Eigentlich ein wie geschaffenes Buch für Wandervögel, für alle Kreativen, wohl auch für Folkies. Und wer, wie ich blockiert ist, findet einen Dreh, sich selbst zu überlisten.
Solche Bücher, die meine Kreativität beflügeln kann ich mehr gebrauchen.
www.midas.ch
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Doppelbock
590 Seiten mit Liedern = € 10 - Wo gibt es so etwas? www.bockbuecher.de
Es ist ein bündisches Liederbuch mit vielen, vielen neuen Liedern. Die Zahl der Liedermacher, der Liedpoeten, ist in den Bünden gestiegen. Meist abgekoppelt von den Schlagern erlebt "das bündische Lied" einen phönixhaften Aufstieg der bündischen Subkultur. Von den Medien meist verborgen entstehen hier Lieder aus Gruppen, von Fahrten, aus dem Leben, die teils akustische und textliche Leckerbissen sind und inhaltlich viele Schlager in den Schatten stellen. Dazu sogar noch sind die meisten der Lieder gemeinsam zu singen. Bündische Sänger sind oft poesieverliebt und sprachkompetent. Sie wissen, was sie singen. Und sie finden im Doppelbock Lieder, die sie mögen.
Schade, dass Schüler in Schulen von diesen Liedern meist nicht erfahren. Schade, auch, dass es bei der Lehrer-, der Pädagogenschulung noch keine kompetenten Gremien gibt, die jährlich die schönsten entstandenen Lieder deutscher Sprache wählt, und die besten auf Dauer in die Schulbücher bringt. In den Bünden und so auch bei den Machern des Doppelbocks, die im Hintergrund bleiben und z Z nicht genannt werden wollen, gibt es kompetente Leute, die recht gut wissen, was gute Lieder sind und wie sie von schlechten zu unterscheiden sind.
Gut, es könnten mehr Lieder in anderen Sprachen dabei sein. Aber deutsche Lieder zu besonderen Gelegenheit gib t es doch zu wenig? Unsere Zuwanderer im Land haben es dringend nötig, deutsch und auch deutsche Lieder zu lernen, aktzeptfrei sprechen zu lernen, um nicht lebenslang diskriminiert zu werden. Ein paar ausländische Jugendliche gibt es ja bei Pfadfindern und im Wandervogel. Aber die Schulbehörden haben den Dreh mit der Sprache, mit den Liedern, mit den Gedichten nicht so klar für sich gepachtet. Vielleicht gibt es ja Ausnahmen?
Wenn ich unter den Liedern des Doppelbocks ein paar meiner Lieblingslieder finde, die wir im Wandervogel teils auch singen, dann zähle ich hier mal einige auf, auch welchen von Liedermachern der Folkszene: Herbstlied von Eckhard Wenzel - Feinslieb nun ist das Blättgerbraun... / Hannes Wader - Gut wieder hier zu sein - Nun Freunde, lasst es mich einmal sagen / Norwegisch/schwedisches Volkslied - Wer kann segeln ohne Wind? / Lluis Lach + Oss Kröher - Der Pfahl - Katalanische Freiheitslied - Sonnig begann es zu tagen / Fredrik Vahle - Schlaflied für Anne - Schlaf Anne, schlaf nur ein / Französische Trinklied Tourdion - Quand je bois du vin clairet / Mündliche überliefert: Bürgerlied - Ob wir rote gelbe Kragen / plauder - Jörg Seyffarth - Zugvogel - Santiano - Noch liegt sie ruhig am Hafenkai / Markus Pylik- Irische Segenswünsche - Möge die Straße uns zusammenführen / Jochen Wiegand - Meine Heimat ist der Norden / Mazedonisches Volkstanzlied - Makedonsko devoijce (Wird im Donnerstags-Wandervogel-Tanzkreis gern im 7/8 Takt getanzt), Theodor Kramer / Thomas Fritz - Beim Stromwirt - Lass, Liebste von Neuem dir füllen das Glas / Francois Villon / pitter - Peter Rohland Schwäbische Jungenschaft - Ballade vom roten Haar - Im Sommer war das Gras so tief. -
Die Aufzählung soll erstmal reichen. Ich habe ja über hundert Lieblingslieder. Und da ich selbst Lieder mache bin ich viel mit Liedern beschäftigt. Meine beiden Liederbücher kennen die Liedjuroren des Doppelbock nicht. Ich habe die Lieder über Jahrzehnte nicht veröffentlich und nur im Wandervogel, in der Familien und im Freundeskreis gesungen, bis auf ein paar, die im Turm stehen oder auf Schallplatten der Elbraben gekommen sind.
Der kritische Leser wird feststellen, dass in meiner Aufzählung die neueren Lieder zumeist fehlen. Es sind noch viel mehr Lieder im Doppelbock, die ich mir genau anschaue und einige davon für mein Singen auswählen werde. Ich freue mich schon darauf.
Was mir fehlt und ich vorschlagen möchte, sind Workshops aus dem Doppelbock. Vielleicht habt Ihr Lust, auch einige male hier auf dem Rabenhof in Lüttenmark bei Hamburg Liederworkshops anzubieten. Hier gibt es Quartier, Heizung, viele Räume in schöner Umgebung, leicht von Hamburg aus für Wochenenden zu erreichen. Adresse und Kontakt im Impressum von www.folkmagazin.de
Dass ich mich über den Doppelbock sehr freue, hat der werte Leser schon herausgelesen. Mal sehen, wenn ich noch mehr für mich wichtige Lieder darin entdecke, wird er mein ständiger Begleiter. hedo holland
***** Das Buch bekommt schon jetzt Sterne von der Wandervogelredaktion, von der Folkmagazin-Redaktion und von mir.
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Gedichte
Mal wieder ein Gedicht lesen, oder ganz viele … das ist an sich ein guter Rat. Dieses Buch hat aber noch einen besonderen Reiz: Viele der Gedichte schreien geradezu danach, vertont zu werden. So eine Art Poesie und Musik, und viele Musikstile bieten sich an, im Kopf geht das Konzert gleich los. So pervers das klingen mag, das gilt auch und besonders für die Gedichte ohne Worte, die nur aus Emoji bestehen und dadurch ihre Geschichte erzählen. Die auf einer großen Leinwand, während davor die Instrumente sprechen, das wäre ein großes Erlebnis. Eins dieser Gedichte heißt „Einfacher Gedichtknecht“, wenn das autobiographisch sein soll, dann hat der Poet Marco Sagurna aus Hannover hier aber gewaltig tiefgestapelt. Eine seiner Spezialitäten, wenn er also zu Wörtern greift, sind ineinander verzahnte Gedichte, man kann beim Lesen in irgendeiner Zeile einsteigen und findet sofort einen Sinn, der sich total verändert, wenn man die Zeile davor dazunimmt. Oder die danach … Und wenn seine Gedichte eine Geschichte in Wörtern und chronologisch erzählen, dann liefern sie eine Überraschung nach der anderen – wer könnte sich so einfach vorstellen, wie Glas und Apfelwein sich zusammenrotten und den Trinker verspotten? Reimen kann der Dichter übrigens auch, und hier hört die Rezensentin mit Schwärmen auf und legt dieses Werk allen ans Herz, die Texte zum Vertonen brauchen.
Marco Sagurna: Minimal gedichte: einfache auch in Farbe. Kulturmaschinen Verlag, 89 S., 14,-- www.kulturmaschinen.com (GH)
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Buch über vergessene Schriftstellerinnen.
Wobei das „vergessen“ mit Vorsicht zu behandeln ist, Clara Viebig, Maxie Wander?
Es gäbe wirklich viel „vergessenere“ Beispiele, denken wir nur an Nally Lambrecht oder Henriette Brey. Wobei man es nie allen rechtmachen kann, und ein Buch, in dem so viele vorgestellt werden, notwendigerweise teilweise oberflächlich bleiben muss.
Noch mal Clara Viebig: Das Standardwerk über diese Autorin, von Regina Maria Neft, „Clara Viebigs Eifelwerke“ wird nicht erwähnt, wohl aber das Buch über Clara Viebig und ihren Mann Friedrich Cohn von Carola Stern.
Carola Stern war während der Arbeit an dem Buch verstorben, es wurde offenbar in aller Eile von einer Journalistin zu Ende geschrieben, die offenbar wenig Zeit oder Interesse am Thema hatte und eine Menge Fehlinformationen bringt. Aber wie gesagt, sicher lassen sich solche Oberflächlichkeiten in einem solchen Buch nicht vermeiden, und es gibt eine Menge zu entdecken.
Viele Autorinnen z.B,, die Gedichte oder Lieder geschrieben haben, es geht los mit Anna Luisa Karsch (unvergesslich ist Christof Stählins Vertonung ihres „An den Domherren zu Rochow“).
Lieder geschrieben hat Caroline Muhr, u. a. wurden sie von den Bonner Blaustrümpfen gesungen. Gedichte, die nach Vertonung geradezu verlangen, stammen z. B. von Margarete Beutler, Alma Johanna Koenig, Selma Merbaum und Lilli Recht. Wurden Gedichte vertont, ist jeweils angegeben, wo man Tonbeispiele hören kann, in einigen Fällen sogar, wo die Noten zu beziehen sind.
Allein das macht dieses Buch zu einer wahren Fundgrube für Menschen auf Suche nach Liedern (und wer einfach nur Romane lesen will, wird erst recht fündig).
Iris Schürmann-Mock: „Ich finde es unanständig, vorsichtig zu leben.“ Auf den Spuren vergessener Schriftstellerinnen. AvivA Verlag, 276 S. 22,--, www.aviva-verlag.de (GH)
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Buch mit Musik
Andreas Niedermann ist im FM oft und zurecht gelobt worden, und hohes Lob verdient auch sein soeben erschienenes Buch „Schreiben. Selbstbild mit Tier“. Es handelt in Ich-Form vom Werdegang eines jungen Dichters und Musikers, dessen Name zwar nicht genannt wird, in dem wir aber unschwer den frühen Niedermann erkennen. Er lebt in der Schweiz und findet die Schweiz blöd und spießig, will schreiben, aber um schreiben zu können, braucht er Geld, muss also arbeiten. Das verdiente Geld zu vertrinken ist natürlich viel lustiger, als zu schreiben, und wenn es auf ist, muss wieder gearbeitet werden, also abermals keine Zeit zum Schreiben. Besetzte Häuser, Italien, Griechenland, Frankreich, Polen sind Stationen auf seinem Weg, bis er dann endlich in Wien landet. Obwohl es schwer vorstellbar ist bei so viel Abenteuer – zwischendurch schreibt er. Sein erster Roman, „Sauser“, erscheint, und die Älteren unter uns werden sich erinnern, was der damals (1987) für eine Offenbarung war. Weitere folgten, klar, das wissen wir, hier geht es schließlich um „Schreiben“. Er erzählt also, wie er schrieb oder nicht schrieb, welche Autoren ihn beeinflussten, welche damals aktuellen (und heute kaum noch erinnerten) Genies ihm wahnsinnig auf den Geist gingen, welche Musik er hörte – ganz groß für ihn war Bob Dylan, doch ach, als er glaubte, beim Trampen in Südfrankreich mit Gitarre und Dylansongs über die Runden kommen zu können, wurde er bitter enttäuscht: Unter jedem Baum stand ein Typ mit Gitarre und sang einen Dylansong! André Heller, Wolfgang Ambros, Georg Kreisler, Helmut Qualtinger, Jack London (naja, der war kein Sänger oder Musiker, aber es ist eben immer schön, wenn er erwähnt wird) tauchen im Buch auf, und alles ist spannend, witzig, turbulent wie damals „Sauser“. Was es mit dem Tier auf sich hat? Lest selbst!
Andreas Niedermann: Schreiben. Selbstbild mit Tier. Songdog Verlag, 192 S., 18,-- https://www.niedermann.at/ GH)
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BERÜHMTES BUCH
Gehört von diesem Buch haben die meisten, aber wie viele haben es gelesen? Und der Name des Autors lebt weiter im Namen des vom Unglück verfolgten Segelschulschiffs Gorch Fock. So richtig vom Glück begünstigt war der echte Gorch Fock auch nicht, eine kurze Karriere als niederdeutscher Erfolgsautor, ein auf Hochdeutsch verfasster Bestseller, eben „Seefahrt ist Not“, 1916 in der Schlacht vom Skagerrak mit seinem Schiff versenkt, begraben mit vielen anderen Opfern jenes Gemetzels auf der Schäreninsel Stenholmen.
In der Touristeninfo von Fjällbacka auf dem Festland gibt es Postkarten mit seinem Bildnis zu kaufen, auf der Rückseite steht: „Gorch Fock, der deutsche Nationalskalde“, was vielleicht ein wenig übertrieben ist.
Egal, seinen Roman können wir nun in einer Neuausgabe lesen, und es ist die spannende und ergreifende Geschichte des kleinen Klaus aus Finkenwerder, der wie sein Vater mit dem Ewer ausfahren und fischen will, so weit aufs Meer hinaus wie nur möglich. Es ist auch die Geschichte des alten Finkenwerder mit den Gegensätzen zwischen der armen Geest und der wohlhabenden Marsch. Von einem kargen Geesthof kommt die Mutter des Jungen, die zwar für ihre Verhältnisse reich geheiratet hat, aber durch die ewige Angst um Mann und Sohn fast umkommt, und es ist eine überaus aktuelle Bestandsaufnahme:
Die modernen großen Dampfer fischen das Meer leer, was sollen die Fischer, die keine andere Erwerbsquelle haben, nun machen? Darüber hinaus wird viel gesungen im Buch und an Bord, was die Lektüre fürs FM-Publikum besonders interessant macht. Der arme Gorch Fock wird heute noch oft vage mit den Nazis in Verbindung gebracht.
Das kluge Nachwort erzählt, dass er das nicht verdient hat, sondern, dass sich sein Bruder Rudolf Kinau bei den braunen Machthabern einschleimen wollte. Leider wird nicht genug gesagt, was hat Rudolf genau gemacht, hat er in den Text eingegriffen, umgeschrieben, oder einfach über die Einstellung seines Bruders gelogen?
Allerdings, Gorch Fock würzt sein 1913 erschienenes Buch mit damals üblichen antienglischen Sticheleien. Es spielt aber 1887, als der greise Kaiser Wilhelm die Erinnerung an die Freiheitskriege und damit an die britischen Waffenbrüder von damals lebendig erhielt.
Als die Kronprinzessin eine englische Prinzessin war und ihr Gemahl, der spätere 99-Tage-Kaiser Friedrich III, Queen Victorias innig geliebter Schwiegersohn Fritz – und da ist die Frage, gibt es im Roman noch weitere Anachronismen, die nicht sofort zu erkennen sind? Die man überliest, weil die Handlung viel zu spannend ist?
Das Nachwort, so informativ es ist, ist einwandfrei viel zu kurz, aber das tut dem Leseerlebnis absolut keinen Abbruch.
Gorch Fock: Seefahrt ist not!, Input Verlag, 255 S., 15,--,
Nachwort von Susanna M. Farkas,
www. https://input-verlag.de (GH)
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Buch von Thommie Bayer
Ein neuer Roman von Thommie Bayer ist immer eine Freude, und auch diesmal enttäuscht er seine treuen Fans nicht (die untreuen auch nicht, falls es solche Kreaturen gibt). Diesmal entführt er uns nach Südfrankreich, wo der überaus Max Torberg, überaus reicher Erbe eines Bankenimperiums, eine prachtvolle Villa besitzt. Dreißig Jahre zuvor wurde Max von fünf zufällig Vorüberkommenden aus einer lebensgefährlichen Lage gerettet. Er hat die fünf seit damals nicht wiedergesehen, hat sie aber aus der Ferne beobachtet und ab und zu mit Geld und Beziehungen helfend eingegriffen. Nun also hat er alle fünf in sein Landhaus geladen, taucht aber selbst nicht auf. Anja, eine junge Architektin, die ebenfalls zu seinen Protegées gehört, wird als Haushälterin eingestellt und soll berichten, wie dieses Treffen vor sich geht. Die Tage vergehen, der Gastgeber taucht nicht auf, unter den Gästen bricht die Gruppenhydraulik los. Und dann passiert etwas, das alles vollkommen auf den Kopf stellt. Das alles erzählen Max und Anja in ihrem Mailwechsel, und so kommt ein sehr moderner Briefroman heraus.
Da Thommie Bayer uns noch immer als einer der Großen aus der großen Liedermacherzeit in Erinnerung ist, halten wir in seinen Büchern natürlich auch Ausschau nach Musik. In diesem Buch ergeht Max sich in seinen Erinnerungen an die Byrds – und auch Pete Seeger hat einen kleinen Auftritt. Wunderbar, das alles.
Thommie Bayer: Sieben Tage Sommer, Piper Verlag, 152 S., 22,--, https://www.thommie-bayer.de/ GH)
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Wer neu auf seinem Instrument ist und Texte von besonders schönen Welthits mag, der ist hier richtig. Dazu herrliche bunte Farbcollagen auf vielen Seiten. Ein Heft besonders gut für Familien, Altenheime, schulen mit >Liedern, die Brücken schlagen können.
Das Buch mit 148 Seiten wird in 5 Kategorien unterteilst: Liedermacher/Country/Folk, Pop/Rock, Schlager/Cansons/Evergreen, Religiös/Gospel/Spiritual, 2 Volkslieder. (4 auf Bayerisch, keins auf Plattdeutsch)
Manfred Rehm war Ausbilder für Altenpfleger, Leiter von Seniorensingekreisen und Lehrer an einer Förderschule.
Das es sich bei fast jedem Lied um einen "stimmungsbrinenden evergreenen Ohrenschmaus" handelt, singt die meisten Lieder weit bekannt, und ist die Zusammenstellung außerordentlich gelungen und zu empfehlen.
Ca. 70 % der Songs sind auf Deutsch.
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FABIAN ZELLER KLANGSZENEN 14 GITARRENSTÜCKE ACOUSTIC
Nach musikalischen Schwerpunkten geordnet:
Artikulation, Klang, Balance beiMehrstimmigkeit, Mehrstimmigkeit bei Arpeggien, Dynamik und Phrasierung
Inklusive Videos zum Download
www.Fingerprint-verlag.de Spielheft 14
Eine fantasievolle Vorstellung macht das Spiel lebendiger!
Titel von Stücken:Im Mondschein, Nachtstille, Versunken, Sommerabschied, einsam im Nebel, Fast zu froh, Mr.Spocks Hoftanz, Ausflug,März, Ondas nas Furnas, Triste, Platons Schaukel, Un día de octubre, Quasi alla Dabke.
In diesem Heft wird mit schönen Stücken deutlich gemacht, dass Präsentation und Klang wesentlich zur Wirkung, zum Eindruck bei den Hörern beitragen.
Selbst Kleidung, Gebaren, Mimik und Gestik des Spielers wirken auf das Publikum. Entertainment, Bühnenwirkung, Witz, Ideenreichtum kommen dazu.
DerGesamteindruck, das Erzeugen von Feeling gehören immer zur Musik, wie auch derGesang, das Zusammenwirken von Musikern bis zum Klangmischer und Beleuchter.
Fabian Zeller weist in diesem Heft eindrücklich auf verschiedene Wirkungsarten hin und erklärt die einzelnen Musikstücke.
Insofern ist dieses Gitarren-Lehrheft etwas besonderes. hh
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Sessiontrainer - der unglaublich praktische - Jamm - Anleitung - Oliver Kraus - Fingerprint
Blues - Jazz - Soul & More - Singer & Songwriter
Eine Anleitung zum gemeinsamen Jammen!
Wer das Buch mit 65 A4 - Seiten durchgearbeitet und begriffen hat, der hat gelernt, frei zu improvisieren, rhythmisch zu variieren, Licks zu platzieren, auch in verschiedenen Mollarten und Durarten und das in verschiedenen Stilen, auch zur Jazz-Improvisation.
Und das Zusammenspiel wird auch geübt. Und das mit mp3-Files zum Downloaden.
Das ist mal Theorie, die zur Praxis wird. Du kannst sofort anfangen mit dem Anfang vom Jammen.
Und wenn Du Dich gut reinfindest, kannst Du übermorgen bei einigen Sachen mitspielen.
Waren sonst Weihnachtslieder, Volkslieder für Dich langweilig, zu einfach, nur 4/4 im geraden Rhythmus, dann kannst Du in Kürze dazu improvisieren, dazu einfach jammen, daraus eine kleine Session machen. Ist viel spannender. Ist eine Freude. Ist mehr. Da reichen 3, 4 Lieder nicht mehr.
Und wenn Du einen Teil vom Heft durch hast, dann geht die Post ab, die Lucie, der Hannemann, dann fetzt es.
Wenn Du Freunde findest, die mitjammen wollen, dann werdet Ihr Euch regelmäßig treffen wollen. Vielleicht macht Ihr sogar eine Band?
Viel Glück bei Üben, beim Freunde Finde, beim Musikmachen.
Und gutes neues Jahr!
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Vor langen Zeiten, fürs FM 309, haben wir schon einmal über John Olday geschrieben.
Seither ist nicht viel passiert, noch immer sind seine alten Tonaufnahmen nicht rekonstruiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden, mit der bekannten Ausnahme: Christiebooks. http://www.christiebooks.com/ChristieBooksWP/2013/07/7183/
Der Anarchist John Olday singt dort deutsche Lieder – nicht nur, aber „Dat du min Leevsten büst“ ist ebenso vertreten wie „Rose weiß, Rose rot“ und noch andere. Bei den englischen Liedern gibt’s eine englische Version von „Dat du min Leevsten büst“ und „Dance, Dance, Quieselchen“ („Quieselchen“ also nicht übersetzt), das alles aufgenommen vor Jahrzehnten in einem Londoner Zentrum für ehemalige Spanienkämpfer.
John Olday wurde 1905 geboren, ob in London, Hamburg oder New York, ist ungeklärt, er starb 1977 in London; er wuchs in Hamburg auf, was sicher seine Vorliebe für plattdeutsche Lieder erklärt, war Spartakist, wurde aber wegen seiner „anarchistischen Abweichungen“ aus der Partei geworfen, machte sich einen Namen als Zeichner und Autor von zeitkritischen Kabarettstücken, lebte einige Zeit in der schwulen Subkultur Hamburg, engagierte sich als Autor und Zeichner im Kampf gegen die Nazis und konnte 1938 nach England entkommen.
Ein soeben erschienenes Buch zeigt ihn als Ehemann – nämlich mit der österreichischen sozialistischen Publizistin Hilde Meisel alias Hilda Monte, der er solidarisch seine Hand anbot, als ihr 1938 die Ausweisung aus Großbritannien drohte.
Diese Information findet sich in einem frischerschienenen Buch über deutschsprachige Schriftstellerinnen im britischen Exil. Darin spielt Olday logischerweise nur eine Nebenrolle, aber es gibt allerlei zu finden über Kabarettistinnen und liederschreibende Frauen jener Jahre, und natürlich ist jede Gelegenheit willkommen, um an John Olday zu erinnern und seine Lieder anzuhören.
Doris Hermannns: Und das alles ist hier fremd. Deutschsprachige Schriftstellerinnen im britischen Exil, AvivA Verlag, 237 S., 22,-- (GH)
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ÜBERFLIEGER
WUNDERBARE FOTOGRAFIEN zu den Entwicklungsstadien der Schmetterlinge mit ökologischen und ethnologischen Hintergründen.
Ausdrucksvoll sind die 4 Stadien in Bildern dargestellt und zeigen wunderbar die Metamorphose der Schmetterlinge vom Wurm, der Raupe zum elfengleichen Lichtwesen.
Als Bildband und Sachbuch ist das Werk ein kostbares Buch, das als Lehrbuch wunderbar geeignet ist.
Wer mehr über Schmetterlinge wissen möchte, wer eine Arbeit darüber zu schreiben hat, wer auf Reisen unterwegs Schmetterlinge beobachtet, wer Schmetterlinge liebt hat mit dem Buch einen wertvollen Schatz, der Schönheit und Wissen vermittelt und darüber hinaus vor allem Freude bereitet. h
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