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Songpoesie würde ich nennen, was die beiden aus Köln stammenden Profis hier vorlegen. Es gibt viele weiche, elegische Melodien, gesungen wie gespielt. Während die elf Titel der Debüt-CD wie aus einem Guss ineinander übergehen, ist das Genre schwierig festzulegen. Eva Viola Müller (Stimme) und Stefan Michalke (Tasten) bewegen sich zwischen Jazz, Pop, Weltmusik und Chanson. Die beiden Klassiker „Autumn Leaves“ und „Besame Mucho“ passen bestens zu der Leichtigkeit und Melancholie, die das Album verströmt. Sie werden aber mit frischen Arrangements inkl. Beatbox (!) neu interpretiert. Die eigenen Lieder von MüllerMichalke drehen sich um die innere Suche, um das Verhältnis zur Natur oder zu anderen Menschen. Die ungewöhnlichen Strukturen ihres Materials verweisen auf die Entstehung in enger Kooperation. Die alte Rollenverteilung zwischen Sängerin und Begleitung ist aufgehoben, beide agieren auf Augenhöhe und haben sich gegenseitig inspiriert. So war nicht selten zuerst die Melodie da, die von der Sängerin betextet wurde. Ihre sanfte Stimme passt gut zu ihrem klaren, ungekünstelten Stil. Stefan Michalke setzt nicht nur den Flügel, sondern jeweils passgenau auch Rhodes Piano, Synthesizer und Akkordeon ein. Auch er agiert eher zurückgenommen, mit einem ausgeprägten Sinn für Phrasierung. Gäste an Violine und Klarinette setzen tolle Glanzlichter bei einzelnen Songs. Das Album lässt sich entspannt hören und nimmt einen mit, wobei man die Gedanken wandern lassen kann. Ein außergewöhnliches Duo mit ehrlichem Ausdruck, das seinen eigenen Weg gefunden hat. (küc)