FOLKZEITSCHRIFT

Wir hatten es schon angekündigt: Folk Galore, so heißt eine neue Zeitschrift, und der Name weckt Assoziationen. Allen voran an Compton Mackenzies grandiosen Roman „Whisky Galore“, der sich dem Getränkekonsum auf den Äußeren Hebriden widmet. Aber dann gibt es noch die schöne Pussy Galore in „Goldfinger“, ein überaus langweiliges Hochglanzmagazin namens „Galore“ und schließlich das Wort an sich: Galore, die anglisierte Form des gälischen go leór, das bedeutet „genug“ im Sinn von „ausreichend für alle“, es ist eins von vier gälischen Wörtern, die in die englische Sprache eingegangen sind. Und das alles macht doch neugierig! Folk Galore widmet sich der Folkmusik, das ist klar, und zwar vor allem der Musik des europäischen Nordens und des Baltikums. Und legt die Frage an den Herausgeber nahe, wie es zu diesem Namen kam. „Wir hatten eine Liste mit Ideen. Es stand im Raum Folk Gaala. Gaala weil es in Finnland so geschrieben worden wäre. Dann gab es die Idee einen lettischen Frauennamen zu nehmen wie z.B. Lauma - und erschaffen eine Figur, die durchs Heft führt.

Den Begriff Galore benutzte ich für mich schon des öfteren mit: Auf diesem Album sind ja Gitarren Galore. Ja... da es sehr viel Folk geben wird, klang dann Folk Galore fein. Das war irgendwie "schmissig". Eine Art Statement ... so dachten wir.“ Herausgeber ist Christian Pliefke, der führende Kopf hinter der Plattenfirma Nordic Notes, die sich ebenfalls dem Norden widmet – sozusagen alles um den Ostseeraum herum, bis weit hinein nach Russland. Abstecher in umliegende Länder sind dabei immer möglich, aber die skandinavischen und die baltischen Länder sind also der Schwerpunkt. Natürlich wird viel über Musik berichtet, ausführliche Interviews mit MusikerInnen sind eine große Stärke der Zeitschrift, von der bisher zwei Nummern erschienen sind. Aber es gibt auch Beiträge über die Kultur, denen sich die vorgestellten KünstlerInnen verpflichtet fühlen, z.B. ein hochinteressanter Artikel über die lettische Fußbekleidung Pastalas (eine Art Bundschuh). Und einer über die lettische Kastenzither Kokle, die vor einigen Jahrzehnten fast ausgestorben war, inzwischen aber eine umwerfende Renaissance erlebt.

Es gibt Berichte über Festivals, die hoffentlich in absehbarer Zeit wieder stattfinden dürfen, aber auch über aktuelle Probleme der betreffenden Länder, wie die verheerenden Waldbrände, die in den vergangenen beiden Sommern das in unserer Vorstellung doch eher eiskalte Sibirien heimgesucht haben. Und darüber, wie die interviewten MusikerInnen versuchen, dem etwas entgegenzusetzen. Besondere Schallplattenläden und andere Treffpunkte für Musikliebende, in Deutschland und in den Ländern, aus denen die Musik stammt, werden vorgestellt, bisher: „Der Schallplattenmann“ in Erlangen, und das Musikcafé Saurahuone in Helsinki. Und: In jeder Nummer gibt es ein Rezept, bisher samischen Rentiereintopf und finnisch-japanisches Omelett. https://folkgalore.de (GH)